ESCAPE

Prinzessin der Vergangenheit

von

„Markon Lake ist ein guter Mensch gewesen.

Sie hat lange gelebt, und bis zu ihrem letzten Tag hat sie hart gearbeitet. Zwar hat niemand genau erforschen können, woran sie gestorben ist, aber wir sind uns in Einem sicher: Miss Markon kommt in den Himmel.

Ruhe in Frieden, Markon Lake, denn Du warst immer für uns da und Du hat uns durch das ganze Leben begleitet!”, sagte mein Vater mit tränenverzerrtem Gesicht.

Ich hatte Miss Markon sehr gemocht. Mein ganzes Leben lang hatte sie mir geholfen. Meine Gemächer aufgeräumt, mit mir gespielt und später mit mir meine Hausaufgaben gemacht. Jetzt lag sie hier unter der Erde, in unserem Schlossgarten. Wir hatten sie hier begraben, weil wir sie so immer nah bei uns hatten. Ich weinte. Lange und heftig. Durch den Tränenschleier nahm ich kaum die anderen Leute wahr, die zum Begräbnis gekommen waren: Meine Mutter, mein Vater und die Tochter von Miss Markon, Miss Sally. Ein ungewöhnlicher Name! Sie war unsere neue Gehilfin, nachdem ihre Mutter gestorben war. Miss Sally war eine junge Frau. Sie war 22 Jahre alt. Wegen meiner Trauer bemerkte ich nicht, wie alle, die am Begräbnis teilgenommen hatten, inzwischen weggegangen waren. Nur Priester Jokas war noch hier. Er las die Bibel.

Ich legte eine Rose auf Miss Markons Grab und ging in Richtung Schlosseingang.

Da sah ich Miss Sally neben einem Baum am Rande des Gartens sitzen.

Sie trug ihre Haare offen, was mich etwas empörte, das tat man nicht, während man sich mit Mitgliedern der königlichen Familie aufhielt. Ihre Kleidung wirkte sehr komisch: Ein schwarzes Hemd ohne Träger und eine schwarze kurze Hose. Ihre Schuhe waren aber die Krönung: Sie hatte weiß-schwarze Sandalen mit Schnürsenkeln, auf denen hinten “All Star” stand, an. Ich machte mir Sorgen um Miss Sally. Vielleicht hatte der Tod ihrer Mutter sie verrückt gemacht.

In diesem Augenblick entdeckte sie mich und schaute mich an, dabei murmelte sie: „Gehen Sie weiter, Miss Elisabeth!“

Sie gab mir Befehle! So eine Dreistigkeit! Aber da es für uns alle so ein trauriger Tag war, ließ ich sie dort sitzen.

Ich selbst beeilte mich, in meine Gemächer zu kommen, um dort mein sehr unangenehmes schwarzes Kleid ausziehen zu können. Mein Kopf tat mir weh, denn meine Haare waren mit sehr vielen, fest gebundenen Schleifen verziert worden.

Während ich durch unser hübsches Schloss schlenderte, schaute ich mir alles genau an. So kamen all die schönen Erinnerungen an Miss Markon zurück.

Ich dachte daran, wie sie mir in unserem Esszimmer erzählt hatte, wie ordentlich und nett ihre Tochter Miss Sally wäre. Sie hatte mir mitgeteilt, wenn sie tot wäre, würde diese ihren Posten einnehmen.