Eine essayistische Annäherung an einen großen Aphoristiker und ein Nachdenken über die spezielle Wirkungsweise seiner finsteren und wortgewaltigen Texte.
Thomas Stölzel hat – nach einem zufälligen Aufeinandertreffen auf der Straße – Emile Cioran einige Male in dessen letzten Jahren besucht. Seine Schilderungen dieser Begegnungen und Gespräche sind ein ebenso stimmungsvolles wie genaues Porträt der Stadt und ihres Bewohners: der deutsche Besucher registriert ein bestimmtes intellektuelles Klima in Paris, vor dem und in dem sich die Persönlichkeit des rumänischen Philosophen und Dichters erst richtig entfaltet. In Cafés und in seiner Wohnung in der Rue de l’Odeon spricht Cioran über Celan, über seine Bücher, über Frankreich, das ‚Balkanesische‘, und in all dem entsteht das lebendige Bild eines bemerkenswerten, widersprüchlichen und faszinierenden Geistes.
‚Kann man Cioran etwas Schlimmeres antun als ihn verstehen (begreifen, erklären) zu wollen? Schwerlich. Er selbst hielt das vermeintlich erfolgreiche Bemühen um Verständnis für das Schlimmste, was einem Autor widerfahren könne.‘
Stölzel erspart sich, seinen Lesern und Cioran dieses Unglück und beschreibt die Geschichte der Etikettierungen, mit denen man Cioran im Lauf der Jahrzehnte versehen hat, mit mildem Spott – und lässt im übrigen den Dichter-Philosophen selbst zu Wort kommen.
- Veröffentlicht am Donnerstag 19. November 1998 von Droschl, M
- ISBN: 9783854204855
- 142 Seiten
- Genre: Belletristik, Essays, Feuilleton, Interviews, Literaturkritik