„Euromaidan“. Ein Ausdruck des ukrainischen Nationalgefühls?

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Im November 2013 begannen auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew, dem Maidan, Massenproteste gegen den Kurs des amtierenden Präsidenten Wiktor Janukowitsch. Mitte Februar 2014 eskalierte die Gewalt zwischen Protestierenden und der Sonderpolizei, woraufhin Janukowitsch fluchtartig das Land verließ. Die Protestbewegung, die auch „Euromaidan“ genannt wird, erreichte mit der Einsetzung einer Übergangsregierung aus den Reihen der Opposition am 23. Februar ihr Ziel. Dies löste eine Reihe dramatischer Ereignisse aus: Die Annexion der Krim durch Russland und der Krieg in der Ostukraine, für den noch keine endgültige Lösung gefunden worden ist.
Der Maidan wird als Ereignis von nationaler Bedeutung für die Ukraine gesehen. Eine Auseinandersetzung mit der komplexen Thematik der Nation verspricht ein besseres Verständnis der Situation in der Ukraine. Das vorliegende Buch widmet sich deshalb der Frage, ob die Euromaidan-Bewegung als Ausdruck des ukrainischen Nationalgefühls betrachtet werden kann. Dieser Fragestellung soll in folgenden Teilaspekten nachgegangen werden: Handelt es sich dabei um eine national geprägte Bewegung oder um eine Manifestation der ukrainischen Nation? Dazu wird der innerukrainische Diskurs zu nationalen Themen mit Bezügen zur Maidan-Bewegung analysiert. Dabei geht es sowohl um Diskussionen zu historischen und politischen Themen in der Ukraine als auch um Perspektiven und Sichtweisen zum Maidan selbst. Des Weiteren werden die Beweggründe der Protestbewegung im Kontext der politischen Situation zu Beginn der Proteste beleuchtet. Mit ihrer spezifisch historischen Herangehensweise versteht sich das vorliegende Buch als ein Beitrag zur Einschätzung der gesellschaftlichen Entwicklung in der Ukraine.