Die Zeiten, in denen eine Zeichnung nichts anderes als eine
Vorstudie oder eine schnell hingeworfene Skizze war, sind
lange vorbei. Die Kunst der Zeichnung liegt in ihrer Innovation,
in ihrer Möglichkeit Wirklichkeiten und Räume neu zu
denken. Eva Borsdorf gehört zu jenen, die dieses Potential
für sich entdeckt haben. Der Katalog, der ihre Ausstellung
in der Städtischen Galerie Reutlingen begleitet, zeigt, wie
die 1966 geborene Künstlerin auf die örtlichen Begebenheiten
reagiert hat. Richtet Eva Borsdorf Ausstellungen ein,
schafft sie zugleich bühnenartige Räume mit eigenen Blickachsen
und Konstellationen. Ihre Werkgruppe der Fadenzeichnungen,
die mit Faden und Nägeln entstehen, spiegeln
und klären zugleich die konkrete Situation vor Ort.
Innen und Außen scheinen sich zu durchdringen. In einer
zweiten Werkgruppe setzt sich Eva Borsdorf, die an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert
hat, intensiv mit der Natur auseinander. Den Lichteinfall
in Laubwäldern, auf Akazien und Salbei setzt sie in
Schattenbilder um, die eine poetischer Sichtweise der Realität
sind. Überhaupt spielt das Licht eine wichtige Rolle in
diesem zeichnerischen Werk. Indem es einen Doppelgänger
der Fadenzeichnung auf den Untergrund wirft, und indem
es Wolken oder andere Wetterphänomene derart durchlässig
erscheinen lässt, dass sie mehr Hauch als Zeichnung
sind. Eva Borsdorf Grundlage ihres künstlerischen Handelns
sind Prozesse der Veränderung.
Eva Borsdorf – Installation und Zeichnung
Wolken / Raum / Projektion