Evelyn Hofer zählt trotz ihrer heute geringen Bekanntheit zu den wohl bedeutendsten Fotografinnen der Nachkriegszeit. Mit ihren zeitlosen, äußerst präzise geplanten Arbeiten in Schwarz-Weiß und Farbe widersetzte sie sich der Schnappschuss-Ästhetik, wie sie in den 1970er- und 1980er-Jahren populär war. Ihre Fotografien bestechen durch ihre durchdachten Kompositionen und eine ihnen innewohnende Ausgeglichenheit, sie zogen in den 1950er- und 1960er-Jahren besonders das Interesse von Autoren wie Mary McCarthy und Victor S. Pritchett auf sich. So entstanden Architektur- und Porträtfotografien, aber auch Interieurs und Landschaftsaufnahmen für literarische Stadtporträts wie The Stones of Florence (1959), London Perceived (1962) oder Emerson in Italy (1989). Hofers große Leidenschaft für das menschliche Gegenüber spiegelt sich in Serien wie People of Soglio (1990/91) und den Porträts namhafter Persönlichkeiten wie Balthus, Saul Steinberg, Arthur Rubinstein und Roy Lichtenstein. Darüber hinaus fotografierte Hofer zahlreiche gesellschaftliche, politische und sozialkritische Essays für Magazine wie Life International, The New York Times
Magazine und das Londoner Sunday Times Magazine. Das Museum Villa Stuck widmet der Fotografin eine umfassende Retrospektive und zeigt auch bisher wenig bekannte und unveröffentlichte Fotografien, insbesondere ihre Essays für Magazine und Illustrierte.
Evelyn Hofer (1922–2009)
Retrospektive