Existenzbeweise

Erzählungen

von

»Die betäubenden Zahlen von den Greueltaten und der Vernichtung«, hat Hanna Krall einmal gesagt, »tragen mehr zur Gleichgültigkeit als zur Erinnerung bei. Niemand kann sich bei dem Wort eine Million etwas anderes als Zahlen vorstellen. Damit wird eine Art statistischer Seelenzustand erzielt, die Empfindsamkeit abgestumpft. Dabei wissen wir, dass jeder Mensch allein stirbt, und nur einmal.« Aus dieser Sichtweise heraus hat die polnische Autorin Hanna Krall ihre für sie so charakteristische Schreibweise entwickelt.

Auch der Erzählband »Existenzbeweise« hat Einzelschicksale polnischer Juden zum Thema. Zugleich einfühlsam und distanziert, hartnäckig und abwartend entlockt Hanna Krall ihren Figuren verschlungene Biographien mit Brüchen und unbeantworteten Fragen.

Den Protagonisten der Erzählungen ist die Suche nach ihrer Identität gemein: sie entdecken nach Jahren, dass sie Juden sind; sie geben vor, jüdisch zu sein und sind es nicht; sie glauben sich jüdisch, können es aber nicht belegen. Die Wahrheit in sich tragend, ohne sie zu kennen, suchen sie, ihre Existenz zu beweisen.