EXODUS

Das Auge gegen das Vergessen

von ,

Die hier gezeigte Serie „Christian Exodus“ entstand aus dem Interesse Andy Spyras an der gesellschaftlichen Bedeutung von Religion. Sie ist Teil einer im Sommer 2011 begonnen fotografischen Recherche im arabischen Raum.

Andy Spyra konzentriert sich auf einen Nebenschauplatz der Revolutionen, wenn er über die Auswirkungen der gesellschaftlichen Umbrüche auf die christliche Minderheit der betroffenen Länder berichtet. Er fotografierte im Irak, wo der Sturz des Regimes von Sadam Hussein für die Christen paradoxerweise keine Erleichterung
bedeutete.

Inhaltlich wählt Andy Spyra den Fokus auf einzelne Menschen, ihn interessiert, wie sie Religion leben und warum sie sich für ihren Glauben lebensgefährlichen Situationen aussetzen; wie sich der Alltag in einem solchen Konflikt anfühlt. Er begann die Serie „Christian Exodus“ im Irak und arbeitet derzeit an einer Fortsetzung in Ägypten und Gaza. Die bisherigen Aufnahmen fotografierte er zu einem großen Teil aus der Stadt Karakosh, eine Stadt gelegen zwischen dem arabisch geprägten
Süden und dem autonomen Kurdengebiet im Norden des Landes. Mit der steigenden Verfolgung der Christen flohen Hunderte in die Stadt unweit von Mosul, in der derzeit 98 Prozent Christen leben. Mit ihren 45.000 Einwohnern ist sie eine Insel mitten im Land – Schutzraum und Gefängnis zugleich.

Die Bildsprache dieser aktuellen Serie ist wie Andy Spyras vorherige Bilder von einem kontrastreichen Schwarz-Weiß bestimmt. Was zunächst unzeitgemäß wirkt und die Grauwerte der klassischen Reportagefotografie ins Gedächtnis ruft, ist für
Andy Spyra ein Mittel, sich auf die Strukturen zu konzentrieren – im Bild ebenso wie in der aufgenommenen Situation selbst.

Christin Müller (Auszüge)