Fahrt in den Tod

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11. November 2000 – Es war ein strahlend schöner Wintertag, den viele Skifahrer und Snowboarder am Kitzsteinhorn im Salzburger Land verbringen wollten. Und so herrschte schon von der Früh weg volle Betriebsamkeit, man wollte mit der Standseilbahn von Kaprun auf den Berg hinauffahren. Um 9.00 Uhr fuhren bereits Skitouristen aus aller Herren Länder in der voll besetzten Standseilbahn von der Talstation ab. Um 9.02 blieb der Zug dann plötzlich kurz nach der Einfahrt in den Tunnel stehen. Im hinteren Teil der „Kitzsteingams“ brach ein Feuer aus: Zwölf Menschen konnten sich retten, indem sie zu Tal rannten, 155 Menschen starben – sie versuchten den Tunnel hinauf zu laufen und kamen durch den Kamineffekt ums Leben. Zwei Personen starben im entgegenkommenden „Gletscherdrachen“ und drei im Alpincenter.
Zur selben Zeit trat der schwule Redakteur Tobias Grach seinen Wochenenddienst an. Da er sich beim Radio verdrückte, rief er um 9.32 Uhr seine Chefin daheim an und erklärte ihr, dass es im Tunnel auf das Kitzsteinhorn brenne. Es wurde die ganze Redaktion in Alarm gesetzt und nach 10.00 Uhr ging die erste Meldung übers Netz. Das war dem Chefredakteur nicht gut genug, und er ließ Grach feuern. Der wiederum schaltete das Arbeitsgericht ein, das ihm in erster Instanz Recht gab. Aber OLG Linz und OGH gaben der Revision der Firma statt. Der Chefredakteur war somit den verhassten Homosexuellen los. Die Schuld schob die Firma Grachs Chefin zu.
Beim Prozess in Salzburg, wo 16 Personen wegen „Herbeiführen einer Feuersbrunst“ und „Fahrlässiger Gemeingefährdung“ angeklagt wurden, gab es viele Pannen. Zuerst wurde der Hauptgutachter Raab von den Verteidigern hinaus gemobbt, dann verschwanden und tauchten Unterlagen wieder auf. Am Ende gab es aber Freisprüche für alle Angeklagten, und die Schuld an dem Unglück hatte ein Heizstrahler, der eigentlich nie hätte eingebaut werden dürfen: Er hatte einen Konstruktions-, Produktions- und Materialfehler gehabt, meinte das Gericht.
Die Gletscherbahnen Kaprun AG zeigte den Heizlüfter-Hersteller an und rief dadurch den deutschen Sachverständigen Hans-Jürgen Gold auf den Plan. Dieser war für die beklagte Partei als Gutachter tätig und kam dann zu dem Schluss, dass in Salzburg beim Prozess gelogen, vertuscht und manipuliert worden sei. Gold erstattete daraufhin -zig Anzeigen bei allen möglichen Gerichten und untermauerte diese mit hunderten Seiten von Gutachten. Auch der Wiener Opferanwalt Mario Grabovsnig machte unzählige Anzeigen und ging sogar bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Alles wurde nieder geschmettert – trotz unzähliger Beweise. Wirklich eine unglaubliche Geschichte!