Fallen lassen

von

Nach Jahren des Nicht-Schreibens hat Brigitte Schwaiger ein
sehr persönliches Buch verfasst, das durch seine Direktheit berührt
und durch seine literarische Qualität beeindruckt.

„Nach vielen Romanen und Erzählungen auch nach ihrem Sensationsbestseller ‚Wie kommt das Salz ins Meer‘ und nach mehreren Theaterstücken hat Brigitte Schwaiger zum Erstaunen der literarischen Welt vor ungefähr einem Jahr begonnen, zum Teil im Spectrum der Presse veröffentlichte Texte über sich selbst und zwar als Patientin der Psychiatrie auf der ‚Baumgartner Höhe‘ zu schreiben. Es geht dabei nicht nur um ihre eigene Befindlichkeit, ihre Depressionen und Süchte, ihren persönlichen ‚Zustand‘ also, sondern auch um den Zustand der (österreichischen) Psychiatrie. Der Schreibimpuls ist dabei kein pathologisch-exhibitionistischer, sondern ein humanitärer und idealistischer. Was sie in ihren Aufsätzen berichtet, ist nicht nur deshalb von Belang, weil es eine ausgewiesene und erfolgreiche, jetzt aber in Bedrängnis gekommene Prominente schreibt. Es besticht durch seine ‚Authentizität‘, einen selbst auferlegten Verzicht von Stilisierung
und Literarisierung, auch (falschen) Rationalisierungen, durch Schonungslosigkeit sich selbst gegenüber, frei von Attitüden, aber
auch von Selbstmitleid und macht aufs Äußerste betroffen. Schwaiger enttabuisiert nicht nur das Leiden, sondern auch die Kunst.“
Alois Brandstetter, Klagenfurt