FALLTÜREN DES HIMMELS

EINE KLEINE VOGELKUNDE

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Der Band „Falltüren des Himmels. Eine kleine Vogelkunde“ sammelt Gedichte Karl Corinos über Vögel aus 50 Jahren.

Die Formen dieser Lyrik sind vielfältig – sie reichen von rhythmisch strengen, gereimten Strophen bis zum freien Vers. Die scharf gestochene Miniatur steht neben weit ausgreifenden balladenhaften Formen.

Der thematische Horizont ist weit gespannt. Er umfasst das naturwissenschaftliche Experiment ebenso wie genetische Fälschungen samt ihren politischen Implikationen (Lysenko, Stalin), die historische Reminiszenz aus dem I. Weltkrieg (Walter Flex) nicht anders als den ökologischen Vorausblick, den uralten Volksaberglauben neben der nüchternen Prognose, Kindheitseindrücke Seit an Seite mit dem tierischen Gleichnis sozialer Befunde, die Hochsprache mitunter verschwistert mit dem Dialekt.

Die Illustrationen Rolf Göblers erinnern an die große Tiermalerei des 19. und 20. Jahrhunderts, die der Autor als Landkind nur in den populären Formen der Sammelalben kennenlernte und die ihn gleichwohl bildnerisch sozialisierten.

Die naturalistisch ausformulierten Vogel-Aquarelle Göblers begeistern durch eine delikat gesetzte Farbatmosphäre. Im Kontrast dazu erkennen wir Vögel, die in einer opak schillernden Farbprägnanz mit intensiverr Signalwirkung erstrahlen. Dann tauchen irgendwo auf dem Papieerfond abstrakte Strukturelemente auf und transformieren sich zu fliegenden Gänsen, einer Kröte oder bilden ein funkelndes Gewässer.
Wir erleben hier eine attraktive Gestaltungsästhetik, wobei sich Wort und Bild durch die Imagination des Betrachters zu einer erweiterten poetischen Leseart fügen.