Felsbilder der Nafud und um Hail

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Hail, die Haupstadt der Nordprovinz im Königreich Saudiarabien, liegt in einer Oase der Wüste Nafud – arabisch „hoher Sandrücken“, 750 bis 1000 m über dem Meeres-spiegel. Die Nafud mit ihren wellenförmig in Nord-Südrichtung ausgedehnten Dünen wird seit präislamischer Zeit von den Schammar-Beduinen durchstreift. Sie haben, wie auch Hadj-Pilger aus Damaskus und Bagdad auf dem Weg nach Medina und Mekkah und die seit bereits 6000-7000 Jahre v. Chr. durchziehenden Stämme aus dem Jemen, in Bildern und protoarabischen Schriftzeichen ihre Spuren hinterlassen. Ihre Geschichte, Begebenheiten des Alltags, kriegerische Auseinandersetzungen, ihre Herden, ihre Fauna und Flora haben sie in zum Teil ästhetisch höchst an-spruchsvollen Kunstwerken in die Felsen gehämmert und gemeißelt. Die Felsbilder sind einzigartig und auch die einzigen Zeugnisse ihrer Vergangenheit in dieser alles Leben erschwerenden Wüstenregion. Uns Betrachter haben diese Kunstwerke so fasziniert und in ihren Bann gezogen, dass wir sie während meiner chirurgischen Chefarzttätigkeit am King Khaled Hospital in Hail 1984-1988 dokumentierten und zu verstehen suchten, ohne den Anspruch auf eine archäologische wissenschaftliche Methodik zu erheben. Diesen Anspruch erfüllte bereits Julius Euting, Bibliothekar der Universität Tübingen und Stuttgart, der exakt 100 Jahre zuvor von Tübingen nach Hail reiste in seinem Buch „Epigraphische Reise im Inneren Arabiens“ vor allem die Schriftzeichen erforschte und damit zum Vater und Begründer der Wissenschaft und Paläographie wurde.