Propagandaminister Joseph Goebbels wollte das Kino als »eines der modernsten Massenbeeinflussungsmittel« selbstverständlich »nicht sich selbst überlassen«. In den zwölf Jahren nationalsozialistischer Gewaltherrschaft hat kein anderes Medium, weder Presse, Rundfunk, Literatur, Bildende Künste noch Musik oder Theater, eine derart effiziente Indoktrination betrieben und damit so viele Menschen erreicht und auch geprägt wie der Film. Noch immer wird gern eine Grenze gezogen zwischen Tendenzfilmen voller NS-Ideologie einerseits und »unpolitischen« Unterhaltungsfilmen andererseits, doch ideologische Elemente finden sich auch in den Gesellschaftsfilmen, den Melodramen und Frauenfilmen, den Liebes-, Verwechslungs- und Dialektkomödien, Filmoperetten und Schlagerrevuen, den Tanz- und Sportfilmen, den Liebesromanzen, Abenteuer-, Detektiv-, Bauern-, Künstler- und Zirkusfilmen. In diesem Werk werden all diese Spielfilme des »Dritten Reichs« mit ausführlichen filmografischen Daten, Inhaltsangaben und Filmkritiken vorgestellt.
Bei den Kritiken handelt es sich sowohl um zeitgenössische Rezensionen als auch um Betrachtungen aus der Nachkriegszeit. Zeitgenössische Hintergrundinformationen und Kommentare über Regisseure, Schauspieler, Zensur und politische Auseinandersetzungen sorgen für eine Einordnung des filmischen NS-Erbes.
»Für etwas sterben können, ist doch das Beste«, sagt Hans Albers in Flüchtlinge (1933). Und O. E. Hasse deklamiert in Unternehmen Michael (1937): »Lebe droben, o Vaterland, und zähle nicht die Toten! Dir ist, Liebes, nicht einer zu viel gefallen.« Der Unterhaltungsfilm im »Dritten Reich« bot nicht nur solche todestrunkenen Sentenzen, um den Sieg des Herrenmenschen über den Rest der Welt zu propagieren. Kino im Nationalsozialismus war vor allem Unterhaltung und Ablenkung.
Die Hochschätzung des Films als Propaganda-instrument durch die Nazis ging einher mit Arbeitsverboten für jüdische und andere unliebsame Künstler sowie rigider Zensur: Insgesamt haben über 1.500 Filmschaffende, Filmpublizisten und Filmkomponisten das Land verlassen. Weder der personelle Aderlass noch die politische Disziplinierung wirkten sich indessen spürbar auf die Produktivität aus. Dies hing zum großen Teil mit der Unterstützung des Mediums durch die Machthaber zusammen.
Das umfangreiche Werk Film im »Dritten Reich« behandelt den aktuellen Umgang mit deutschen Filmen von 1933 bis 1945 zwischen Giftschrank und Nostalgie und informiert über die Geschichte des Films im »Dritten Reich«. Register über Koproduktionen und Regisseure machen das Buch zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk.
- Veröffentlicht am Donnerstag 1. März 2012 von Schwarzkopf & Schwarzkopf
- ISBN: 9783862650286
- 400 Seiten
- Genre: Film, Musik, Sachbücher, Theater