Film & Schrift

Regisseur und Kritiker

Theodor Kotulla (1928-2001) begann als Filmkritiker in Münster. Von 1957 bis 1968 war er einer der Autoren der Zeitschrift „Filmkritik“, die in den 1960er Jahren zur wegweisenden filmpublizistischen Kraft in der BRD wurde. Kotullas Arbeiten atmeten den Geist der Aufklärung, woran die unmittelbar vergangene deutsche Geschichte einen beträchtlichen Anteil hatte. Schließlich wagte Kotulla den Sprung ›auf die andere Seite‹ und begann, Filme zu drehen. Immer wieder thematisiert er in seinem filmischen Oeuvre bürgerliche Verhaltensformen und -normen, befragt sie nach ihrem Wahrheitsgehalt und nach ihren Deformationen. In seinem Film „Aus einem deutschen Leben“ (1977) rekonstruiert er den Lebenslauf von Rudolf Höß, des Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz – bis heute eine der eindringlichsten und analytischsten filmischen Darstellungen der Mechanismen des Holocaust.

Der Band erschließt exemplarische Essays und Kritiken von Kotulla, ergänzt durch Radiomanuskripte. Wie sein Schreiben über Filme sich verbindet mit dem Anspruch, Filme für ein aufmerksames Publikum zu inszenieren, untersucht Peter W. Jansen. Heinz Ungureit erinnert sich in einem auch autobiografisch geprägten Text an die gemeinsamen Anfänge in Münster. Ulrich Döge liefert eine umfangreiche Filmobibliografie.