Karena Niehoff überlebte als Jüdin in der Illegalität die Verfolgung durch die Nazis in Berlin. Sie wurde verhaftet und für einige Zeit ins KZ-Lager Fehrbellin eingewiesen. Ein Vorwurf lautete „Verdacht auf Hochverrat“. In der NS-Terminologie galt sie als so genannte Halbjüdin. Zeitweise war sie Assistentin des Drehbuchautors Ludwig Metzger, der am Drehbuch für Veit Harlans antisemitischen Film „Jud Süß“ (1940) mitgeschrieben hatte. Als Karena Niehoff 1950 im Prozess gegen den NS-Regisseur Harlan aussagte, stand sie ungewollt im Rampenlicht und sah sich massiven Anfeindungen ausgesetzt. Geboren 1920 in Berlin und dort 1992 gestorben wurde Karena Niehoff in den 1950er Jahren als brillante Film- und Theaterkritikerin für den „Tagesspiegel“ zu einer Westberliner Institution. Sie schrieb aber auch Texte für die „Süddeutsche Zeitung“, für „Christ und Welt“ und die Basler „Nationalzeitung“. Ihren Gegenständen näherte sie sich auf Umwegen mit großer Fantasie und Metaphorik. Sie liebte sprachliche Arabesken und pflegte einen ironisch-assoziativen Stil. Ein Spezialgebiet waren literarische Miniaturen, Beschreibungen am Rande von Pressekonferenzen und Porträts.
Der vorliegende Band bietet in der für die Reihe charakteristischen Zweiteilung einerseits Texte der Feuilletonistin und Kritikerin Karena Niehoff, andererseits beschreibt ein werkbiografischer Aufsatz die geniale Exzentrikerin, die für ihre Schlagfertigkeit und ihr couragiertes Streiten bei öffentlichen Auftritten gefürchtet war. Die beiliegende DVD dokumentiert ein Gespräch zwischen Alexander Kluge und Karena Niehoff während der 41. Internationalen Filmfestspiele Berlin 1991.
- Veröffentlicht am Samstag 9. November 2024 von edition text + kritik
- ISBN: 9783883778396
- 242 Seiten
- Genre: Film, Musik, Sachbücher, Theater