Finstern

Roman

von

Finstern heißt eine Schiffsanlegestelle am Südufer der Aach. Von hier aus setzte bis in die 1980er-Jahre eine Personenfähre ins Jenseits über. Als die Aach austrocknete, war es aus mit dem Fährbetrieb.
„Finstern“ lässt sich aus dem lateinischen finis terrae ableiten, Ende der Welt, wie die Römer es genannt hatten. Im Lauf der Jahrhunderte war daraus finis terrae, in der NS-Zeit Aachbrück geworden. Die Fähre hatte immer schon „Fini“ geheißen. Sie soll immer rammelvoll von Finstern abgelegt haben und leer zurückgekehrt sein.
In diese mythologische Idylle verschlägt es den Stipendiaten Leo Kmetko als neuen „Marktschreiber der Klause Aachbrück“. Hier soll er innerhalb eines halben Jahres einen brauchbaren literarischen Text schreiben. Leo Kmetko ist eine Art neuzeitlicher Parzival. Mit 17 bricht er aus Familien- und Schulzwängen aus, um in der BRD kon-kretere Hinweise über die unbewältigte NS-Zeit zu finden und in Holland die Liebe. Das mit der Liebe geht schief. Mitte 20 versucht er es erneut. Diesmal, parallel zur Hippiebewegung, in Spanien. Auf der kanarischen Insel La Gomera sucht er diesmal nicht nur Liebe, sondern vor allem Glückseligkeit, natürlich vergebens, erlebt aber dort immerhin das Ende des Franco-Faschismus. Daheim in Wien gliedert er sich gesellschaftlich ein, gründet eine Familie, bleibt jedoch passiv resistent. Dann seine „3. Auszeit“, das Marktschreiberstipendium in Finstern. Jetzt geht es dem alt gewor-denen Parzival um sogenannte letzte Wahrheiten. Der Umstand, dass Adrian, der alte Fährmann, von einem attraktiven weiblichen Charon namens Klara abgelöst wird, bringt Farbe in Leos finale Gralssuche…