Fjodor M. Dostojewskij, Werkausgabe

Roman

von

»Die gesamte Bewegung des Buches gleicht einem ungeheuren Kratereinsturz«, schrieb Walter Benjamin über den Roman Der Idiot, der 1868 als zweiter der großen »Romantragödien« Dostojewskijs erschien. Im Mittelpunkt steht Fürst Myschkin, ein tragischer Don Quijote, der als »wahrhaft guter Mensch« über die dünne Kruste wandelt, unter der die Themen der Zeit widerhallen: Rußland und Europa, östliche Mystik und Religiosität gegen Industrialisierung, Eisenbahnen und Nihilismus. Myschkin kehrt von einem langen Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz nach Petersburg zurück. Schon im Zug lernt er Rogoschin kennen, der von seiner Leidenschaft zu Nastassja Filippowna erzählt, einer »gefallenen Frau«. Rogoschin zieht ihn in ein Dreieck; aus den sich auf ihn zustürzenden Figuren kann sich Fürst Myschkin nicht mehr befreien, noch kann er Rogoschin von seinem Mord zurückhalten. Am Ende ist Myschkin wie vor dem Sanatoriumsaufhalt ein »Idiot«, ein heiliger Narr, der dem 19. Jahrhundert und uns, seinen Erben, einen schwarzen Spiegel vorhält.

»Dostojewskijs Stimmen sprechen jetzt«, urteilte die Kritik über Swetlana Geiers Neuübersetzung von Verbrechen und Strafe. Dostojewskij charakterisiert seine Figuren nicht durch lange Beschreibungen, sondern durch ihre Sprechweisen. Mit einem genauen Ohr und großem sprachlichen Einfühlungsvermögen gelingt es Swetlana Geier für diese Idiome deutsche Entsprechungen zu finden: die innere künstlerische Statur der Epochenromane wird zum ersten Mal auf deutsch hörbar.