Ursprünglich waren Computer dazu gedacht, stupide und sich immer wiederholende Rechenaufgaben maschinell zu lösen. Einer der ersten, der sich mit der Entwicklung programmgesteuerter Rechenmaschinen beschäftigte, war der deutsche Ingenieur Konrad Zuse. Zuses erster Rechner entstand im Jahre 1936 und arbeitete noch rein mechanisch. Später von ihm entwickelte Anlagen arbeiteten schon mit Relais, füllten aber ein ganzes Labor aus und erbrachten nur einen Bruchteil der Rechenleistungen eines heutigen Taschenrechners. Zuses Ideal war es, sämtliche Denkaufgaben zu lösen, die von Mechanismen erfaßt sind. – Heute sind Computer alltäglich, und das Ideal Konrad Zuses ist nahezu erreicht. Inzwischen sind es ganz andere Zielvorstellungen, die die Computerkonstrukteure umtreibt. Nicht nur mechanisch faßbare Denkaufgaben sollen an den Computer übergeben werden, sondern alles, was geistige Leistung des Menschen ist, soll vom Computer nachempfunden werden: das komplette menschliche Denk- und Handlungsvermögen inklusive Intelligenz, Kreativität und Abstraktionsvermögen, die Sprachfähigkeit, das Gestalterfassungsvermögen, die Fähigkeit, komplexe Prozesse zu überblicken und zu steuern usw. – Ein anderer nicht weniger beängstigender Aspekt ist, daß man versucht, das menschliche Denkvermögen mittels des Computers zu begreifen. Der Computer wird zum Modell für die Menschen.
- Veröffentlicht am Dienstag 19. Dezember 1995 von Flensburger Hefte
- ISBN: 9783926841643
- 156 Seiten
- Genre: Gesellschaft, Politik, Sachbücher, Wirtschaft