Fluchtfährte

Erzählung

von

Übernahme vom Ammann Verlag, erschienen 1999

Mehr Erinnerungsarbeit ist nötig
Ostpreußen. Erzählt wird eine deutsche Familie in der Zeit von 1938 bis 1958, die sich, auf Geheiß der Gauleitung, nach Osten im neuerstandenen und den Stolz des Vaters ausmachenden DKW nach Darkehmen, das sich fortan Angerapp zu nennen hatte, in Marsch setzte. Im blinden Vertrauen auf den Führer erhoffte sich die Familie einen Ostlandwehrhof im Baltikum.
Berichtet wird die Kindheit und Jugend des Erzählers in seiner Familie, die vom nationalsozialistischen Geist erfüllt, sich mit zur Speerspitze der Bewegung im Óstischen gehörend versteht. So durchläuft der Sohn die Napola (Nationalpolitische Erziehungsanstalt) in Stuhm, und noch im Mai 1945, als die Familie längst aus ihrem Grenzland Ostpreußen auf der Flucht vor den heranrückenden Sowjetarmeen durch das sich auflösende Reich ins Hessische gelangt und dort neu Fuß faßt, sind die Träume von einst, Siedeln im Osten, nicht ganz begraben. Der zum jungen Mann herangereifte Erzähler bricht 1958 aus seinem Elternhaus aus, das immer noch vom Vater dominiert wird. Des Erzählers Flucht aus der Kindheit ist nicht zu Ende, sein Weg führt ihn durch das bundesrepublikanische Nachkriegsdeutschland nun zurück in den Osten. Finnland wird zu seiner neuen Heimat.
Hein erzählt eine biographisch grundierte Geschichte, er leistet, wie er sich nach einem Gespräch mit Peter Huchel einst vorgenommen hat, zähe Erinnerungsarbeit. Er will wissen, hinhören und hinschauen, wie es gewesen und was gewesen ist, und so wird die Erzählung Fluchtfährte zu einem intensiven, beeindruckenden Stück Literatur.