Ein Plädoyer für die Entprovinzialisierung des Denkens: »Ein Versuch, die Natur lebendig und in ihrer erhabenen Größe zu schildern, in dem wellenartig wiederkehrenden Wechsel physischer Veränderlichkeit das Beharrliche aufzuspüren.«
»Humboldt überschüttet uns mit geistigen Schätzen.« Johann Wolfgang von Goethe
Die Bedeutung des »Kosmos« kann nicht besser beschrieben werden als mit Humboldts eigenen Worten: »Ich fange den Druck meines Werkes (des Werks meines Lebens) an. Ich habe den tollen Einfall, die ganze materielle Welt, alles was wir heute von den Erscheinungen der Himmelsräume, von den Nebelsternen bis zur Geographie der Moose auf den Granitfelsen wissen, alles in Einem Werke darzustellen, und in einem Werke, das zugleich in lebendiger Sprache anregt und das Gemüth ergötzt. Jede große und wichtige Idee, die irgendwo aufglimmt, muß neben den Thatsachen hier verzeichnet sein.« Humboldts abenteuerliche Expeditionen, allen voran in das Reich des Geistes, begeistern noch heute: Der große Naturforscher und Universalgelehrte lässt Muschelverkalkungen und Sternschnuppen vom Ursprung der Welt erzählen, berichtet von Schwarzen Löchern, fernen Kometen, der Schönheit der Natur der Tropen und des Eismeers. Er lehrt uns das Staunen und weckt in uns die Lust, weiterzufragen: Wie schön wäre es doch, wenn man mehr wüsste …
Schon der Titel signalisiert Humboldts Vorhaben, die Natur und zugleich ihren ästhetischen Zauber zu verstehen – der griechische Begriff »Kosmos« meint Ordnung und Schönheit zugleich. Es gehe, schreibt Humboldt, um die poetische Darstellung von wissenschaftlichen Inhalten. Es verwundert daher nicht, dass seinen populärwissenschaftlichen Kosmos-Vorlesungen, die die Keimzelle seines großen Werkes bilden, einst halb Berlin lauschte – vom Arbeiter bis zur Hofgesellschaft. Auch heute lädt seine naturwissenschaftliche Prosa ein, »die Welt aus ihren Entwürfen zu begreifen.“ (Süddeutsche Zeitung)
Die Erstausgabe des Kosmos ist 1845 bis 1862 in fünf Bänden bei Cotta in Tübingen erschienen. Sie erreichte eine Auflage von 80.000, für damalige Verhältnisse ein enormer Erfolg. Die Edition der Anderen Bibliothek berücksichtigt erstmals auch alle von Humboldt vorgenommenen Korrekturen und Zusätze.
Diese Ausgabe umfasst ebenfalls einen physikalischen Atlas von Heinrich Berghaus:
Heinrich Berghaus:
Physikalischer Atlas oder Sammlung von Karten, auf denen die hauptsächlichsten Erscheinungen der anorganischen und organischen Natur nach ihrer geographischen Verbreitung und Vertheilung bildlich dargestellt sind
Alexander von Humboldt (1769–1859), der Weitgereiste, vernetzte und erweiterte die wissenschaftliche Welt auf einzigartige Weise und wurde vor allem mit der Veröffentlichung von Ansichten der Natur und des Kosmos bekannt. In der Anderen Bibliothek sind von ihm Ansichten der Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas (als Folioband 2004) und Ansichten der Natur (als Band 17, 1987) erschienen.
»Alles ist Wechselwirkung« – das gilt auch für Humboldt und Henriette Herz, die bekannte Berliner Salonnière, deren Erinnerungen auch von ihren Begegnungen mit dem jungen Humboldt erzählen; jüngst in der Anderen Bibliothek als Band 347 veröffentlicht.
Für die wissenschaftliche Zuverlässigkeit dieser Ausgabe bürgen zwei ausgewiesene Humboldt-Experten: Ottmar Ette und Oliver Lubrich.
- Veröffentlicht am Montag 21. Juli 2014 von AB - Die Andere Bibliothek
- ISBN: 9783847700142
- 1116 Seiten
- Genre: Enzyklopädien, Lexika, Nachschlagewerke, Sachbücher