Die zunehmende Visualisierung von Musik ist keineswegs mehr auf die Popmusik beschränkt, sondern dürfte sich in Zukunft auch stärker im Bereich der Kunstmusik auswirken. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Vermittlungsbedingungen von Kunstmusik im Fernsehen intensiver zu erforschen, zumal die an der Kunstmusik entwickelten tradierten Rezeptionsgewohnheiten einer audiovisuellen Vermittlung eher im Wege zu stehen scheinen. Die Studie basiert auf drei verschiedenen Verfilmungen des Klavier-Prélude „La sérénada interrompue“ (1. Band, Nr. IX) von Claude Debussy, denen jeweils eine ganz bestimmte Visualisierungsform zugrunde liegt. Dabei soll einerseits herausgefunden werden, wie groß die Akzeptanz derartiger Visualisierungen ist und zum zweiten geprüft werden, wie sich die verschiedenen Bebilderungen auf den Höreindruck des Debussy-Préludes auswirken. Als zentrales Ergebnis des Experiments kann festgehalten werden, dass Klassik-Videos kein klar definiertes Publikum haben, u.a. wohl auch deswegen, weil sie im Gegensatz zu Video-Clips kein etabliertes Musikgenre sind und dementsprechend nur bedingt stabile Rezeptionsmuster vorhanden sind. Die Autoren versuchen aus dem Ergebnis der Studie Konsequenzen für die Forschung und die Medien- bzw. Programmpolitik zu ziehen und geben dabei ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die positiven Reaktionen und die festgestellten Lernprozesse darauf hinweisen, mit ungewohnten Erfahrungsangeboten neue Zuschauerkreise ansprechen und angeblich verfestigte Mediennutzungsgewohnheiten aufbrechen zu können.
- Veröffentlicht am Samstag 1. Januar 1994 von Hochschule f. Musik, Theater u. Medien Hannover
- ISBN: 9783931852023
- 70 Seiten
- Genre: Film, Musik, Sachbücher, Theater