Fragmentarium

Neue Geschichten von Mensch zu Mensch, auf Raubzügen literarischer Art zehn Jahre lang in der Eifel erbeutet, erfunden, notiert, von 2009 bis 2018 ins Bordbuch eingetragen. Eine Anthologie des KOGGE-Literaturforums Himmerod.

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„Die Kogge“ als europaweit offene Autorenvereinigung ist auf ihre Art einmalig und die älteste ihrer Zunft. In fünf Jahren, 2024 werden seit ihrer Gründung einhundert Jahre vergangen sein. Himmerod-Fahrer treffen sich 2021 bereits zum fünfzigsten Mal. Pater Stephan Reimund Senge lädt jährlich dazu ein.
Die Mannschaften der Kogge stammen aus fünfzehn Ländern. Sie dichten und schreiben Bücher, vor allem in deutscher Sprache. Bei den Kogge-Treffen in verschiedenen „Häfen“ Deutschlands steht der „Handel mit Geschichten“, der Austausch von Texten im Mittelpunkt, so auch zum Himmerod-Forum.
Den Himmerod-Fahrern bietet das Salmtal in der Vulkaneifel Jahr für Jahr ein entspanntes Klima. Pater Stephan und wenige Mitarbeiter der Zisterzienser-Abtei, besonders Wolfgang Valerius und Hannelore Nellesen, betreuen die Gäste und organisieren das kulturelle Leben. Im Zentrum steht die hohe Abteikirche, östlich über dem Salmtal. Sie trägt einen Ziergiebel und im Querschiff eine klangvolle Orgel. Der imposante Komplex des Klosters schließt direkt an die Kirche an; nur Mönche fehlen seit kurzem.
Im rechten Winkel umschließt die Front der Gästehäuser den grünen Hof mit Buchhandlung, Gaststätte, Torgebäude. Die museale Wassermühle, die Fischteiche an der Salm bilden den Hintergrund des Ensembles, das nur einmal, zu Himmelfahrt laut wird, wenn dutzende Pilger einziehen.
Im Umkreis der Abtei entstehen durch die Kogge-Autoren und einige schreibende Gäste besondere Geschichten und Verse, dem Jahresthema verbunden. Bei den Treffen werden die Bücher gezeigt, wird getauscht, mit gekaperten Schätzen geprahlt, wird übersetzt und erzählt, geschrieben und sich erholt.
Zehn Jahreskapitel im folgenden Buch versammeln eine Auswahl von Himmeroder Texten. Viele davon wurden von uns bei öffentlichen Lesungen dem Publikum vorgestellt.
Den sechsten Teil der Anthologie widmen wir ausschließlich Pater Stephan, der in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag begeht.
Wir nehmen in das Buch auch drei unserer AutorInnen auf, treue Himmerod-Fahrer, die in den letzten zehn Jahren bereits verstorben sind. Beim Lesen erinnern wir uns an sie, an ihre Geschichten und Verse, für die wir danke sagen.
Als Kogge-Autoren lieben wir es, Seeräuber, Kauffahrer, Handelsleute in einer Person zu sein. Oft fällt uns das Kapern in eigener See leichter, als das Handeln mit Büchern. Über solche Erfahrungen reden wir, machen uns Mut, schenken Vertrauen und heuern immer wieder neue Autoren an.
In der historischen Kogge-Seefahrt waren Piraten die Schre-cken der Meere. Wir kommen dem Publikum friedlich entgegen, aber wir legen es darauf an, den Kontinent zwischen den Ohren, bis zum Bersten gefüllt mit Erinnerungen, Erlebnissen, Phantasien, immer wieder neu zu durchfahren, dabei wertvolle Stücke an uns zu reißen, auch mit Mut zum sprachlichen Risiko.
Vor zehn Jahren, 2009, trug unsere Anthologie den bezeichnenden Namen „Strandgut“. Heute präsentieren wir „Kaperfahrten“, gesammelte Prisen, Geschichten und Verse, literarische Beutestücke, durch Selbstausbeutung erworben. Sie erlauben uns durch die Vielfalt der Themen und die Fülle an Ausdruck und Formen der Texte einen weiten Blick auf die literarische Arbeit der jung gebliebenen Kogge.

Małgorzata Płoszewska, Bernd Kebelmann
Dezember 2018