Frau Holle kennen wir aus dem Grimm’schen Märchen als die alte Frau mit den großen Zähnen dort in der anderen Welt der Tiefe, die es schneien lässt. Tatsächlich steht sie für sehr viel mehr. Ihre Zeit ist die Wintersonnenwende, die geweihten Nächte, in denen sie erscheint und das neue Jahr beschaut und segnet. Sie hütet die toten Seelen, besonders die Kinder. Sie fordert den Dienst und die Hingabe an die mühsame tägliche Arbeit und die Bereitschaft, das zu tun, was gerade dran ist. Sie besucht die Menschen und prüft sie. Sie belohnt reich, wo einer etwas nicht für sich tut. Sie straft aber auch, wo jemand nachlässig und bequem ist oder die Ruhezeit der Weihnacht entheiligt.
Die Märchen und Sagen um Frau Holle öffnen einen Raum für Spiritualität, der uns vielleicht gerade heute sehr entgegenkommt, weil er mit unseren vorchristlichen Wurzeln zu tun hat: mit unserer Liebe zur Natur, mit der hohen Wertschätzung des Weiblichen, mit der Hingabe an eine Arbeit, eine Kunst, ein Werk, mit unserer Verbundenheit zum Apfel und Holunder. Die hier präsentierten Gedichte mitsamt den Originaltexten folgen der Spur einer schlichten und hohen Lebensweise, welche sich ein Herz fasst, hört, dient, sich Mühe gibt, sorgfältig ist, schweigt, ehrt – und manchmal ein Wunder ermöglicht.
- Veröffentlicht am Mittwoch 24. Februar 2016 von epubli
- ISBN: 9783737591591
- 180 Seiten
- Genre: Belletristik, Legenden, Märchen, Sagen