Freiheit und Ethik bei Max Stirner

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Wer über Freiheit redet, redet immer auch über Ethik: Frei sein von Bevormundung, frei sein von Vorschriften, frei sein von Gewalt und Unterdrückung, man spricht von Freiheitsbeschränkung oder gar von Freiheitsberaubung, man möchte frei sein von Schmerzen und Leid usw. Diese Freiheit von etwas lässt sich meist schnell erkennen und leicht nennen – im Gegensatz von Freiheit zu etwas, die sich oft als komplexer, problematischer, sperriger darstellt.
In der barocken Emblematik gibt es dafür das Bild vom Vogel im Käfig mit dem Lemma „Gefangen und doch frei“: Gefangen (und dadurch seiner Freiheit beraubt), zugleich aber sicher (vor den gierigen Krallen der Katze) und versorgt (mit Futter und Wasser) und damit sorglos und frei von Angst und Not. So sei der Mensch, heißt es dann im Epigramm, gefangen im Glauben an Gott und seinen Geboten, aber gleichzeitig beschützt vor Irrewegen und Höllenqualen.
Während bei Freiheit von die Entscheidungen getroffen sind, jedenfalls leicht getroffen werden können, ist der Mensch bei Freiheit für meist vor die Wahl gestellt, sich so oder so zu entscheiden. Wobei letztlich jede Entscheidung komplementär ist: Wer sich gegen das Recht auf Selbstmord entscheidet, entscheidet sich für das Leben – und umgekehrt.
Wer sich wie Stirner für das Recht entscheidet, sein Leben selbst beenden zu können, entscheidet sich gleichzeitig gegen Bestimmungen von „oben“ (Staat, Gesetz, Kirche, Gott), die ihm dieses Recht absprechen. Stirner beantwortet die Frage frei wofür? in gewohnter Radikalität:
Was nützt Dir auch eine Freiheit, wenn sie nichts einbringt? Und wärst du von allem frei, so hättest Du eben nichts mehr … (EE 163).