„Freiheit“ und „Verantwortung“ sind die Schlüsselwörter einer Auffassung vom Menschen, die zurzeit heftig umstritten ist. Vor allem seitens der Neurowissenschaften ist die mit jenen Wörtern verbundene Deutung menschlichen Handelns in die Kritik geraten. Die Diskussion ist im Kern jedoch nicht neu, sondern hat eine lange Geschichte, die schon bei den Griechen beginnt. Die zentralen Fragen dieser Kontroverse lauten: Sind wir frei, und wenn ja, in welchem Sinn? und: Sind wir verantwortlich, und wenn ja, in welchem Sinn?
Pothasts Buch bietet eine Analyse der Situation, in der wir uns bei der Wahl eigener Handlungen unvermeidlich finden, und leitet daraus ein Minimalverständnis von Freiheit ab, das auch Bestand hat, wenn wir uns als determinierte Naturwesen verstehen. Ihm kann ein ebenso unbestreitbares Minimum von Verantwortlichkeit zugeordnet werden. Allerdings wird die seit der Antike immer wieder neu entfachte Kontroverse noch für unabsehbare Zeit nicht zu einem einvernehmlichen Schluss kommen. Es sind menschliche Grundhaltungen von Selbstdeutung und Zusammenleben im Spiel, die sich in langen Zeiträumen entwickelt haben. Dieses komplexe Dispositionsgefüge weist in sich schroff gegenläufige Tendenzen auf, die weit über die für uns sichtbare Zukunft hinaus dazu führen werden, dass die alte Debatte periodisch neu eröffnet wird – z.B. wenn (wieder einmal) neues Wissen verfügbar wird oder (wieder einmal) neue Vorstellungen von Menschsein und Zusammenleben sich geltend machen.
- Veröffentlicht am Dienstag 30. August 2011 von Klostermann, Vittorio
- ISBN: 9783465041306
- 224 Seiten
- Genre: 20., 21. Jahrhundert, Philosophie, Taschenbuch