Fröhliches Philosophieren

von

Indem die Aphorismen dieses Buches die Grundfragen Kants ironisch umformulieren, möchten sie – was durchaus ernst gemeint ist – der Philosophie ihre Schwere wie ihre Tragik nehmen, die das abendländische Denken von Sokrates bis Marx erfüllen. Die Aphorismen möchten »die Wahrheit zum Lachen bringen«, um ebenfalls mit Eco gesprochen, uns »von der krankhaften Leidenschaft für die Wahrheit zu befreien«. So löst sich das Wissen als sprachliches Phänomen auf. Das sollte man nicht tragisch nehmen, sondern sich darüber freuen. Was ich tun soll? Das kann nicht mehr mit den gängigen Imperativen von Moses bis Marx beantwortet werden und verlangt daher eine Umformulierung der klassischen ethischen Imperative, aber im Sinne einer (unerträglichen) Leichtigkeit des Seins (Kundera) – unerträglich nur für jene, die die wahre Moral verkünden. Was darf ich hoffen? Diese Frage transformiert sich heute in die Frage: Wo wohnst Du? Denn man hofft ja nicht mehr auf das Seelenheil in der Ewigkeit, sondern auf den Gebrauch der Lüste heute Nacht. Aber jeder darf natürlich auch auf die Ewigkeit hoffen, wenn er lieber lange wartet. Was der Mensch ist, das steht soweit in Frage, dass man darüber wirklich lachen darf. Der Mensch ist nach Nietzsche »ein Gelächter und eine schmerzliche Scham«. Nein, er ist nur ein Lachen wert, wenn man die Schmerzen denen gönnt, die sich daran ergötzen, und die Scham den Gotteskriegern, die als Lohn auf jene unzähligen Jungfrauen hoffen – welch ein Paradies, wenn brutalisierte Bärtige über kleine Mädchen herfallen – eine Ewigkeit lang. Bei Thomas schauen die Heiligen im Himmel den Qualen der Verdammten in der Hölle wenigstens nur zu – auch eine Ewigkeit lang: Für wen wird das zur größeren Qual? Aber was präsentiert uns das Fernsehen anderes! Da ist der Mensch doch lieber Geld und zahlt mit sich selbst … wie die Gotteskrieger. »La vita è bella« (Benigni). Denn es gibt gegen Adornos Diktum unendlich viel richtiges Leben im falschen – jedenfalls für den, der sich von Marx’ Heroismus, und Proudhons Elend so wenig beeindrucken lässt wie von Nazis oder dem IS.