Frühe Schriften / Frühe Schriften

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Der Band „Frühe Schriften“ vereinigt die drei wichtigsten Schriften Heideggers vor dem Erscheinen von „Sein und Zeit“: die Dissertation „Die Lehre vom Urteil im Psychologismus“ (1914 ), die Habilitationsschrift „Die Kategorien- und Bedeutungslehre des Duns Scotus“ (1916) und den Habilitationsvortrag „Der Zeitbegriff in der Geschichtswissenschaft“ (1916).
In einem längeren Vorwort, das der Neuausgabe der seit ihrem ersten Erscheinen nicht mehr neu abgedruckten Schriften vorangestellt ist, gibt Heidegger neben einer Reihe von aufschlußreichen autobiographischen Hinweisen eine behutsame Selbstdeutung seiner frühen Versuche. Sie lassen einen ihm damals noch verschlossenen Wegbeginn sehen: die Seinsfrage in Gestalt des Kategorienproblems in den verschiedenen Seinsbereichen, die Frage nach der Sprache in Form der Bedeutungslehre.
Zu den Problemen, die schon in den frühen Schriften anklingen und später in „Sein und Zeit“ von seinem eigenen philosophischen Ansatz her gestellt und beantwortet werden, gehört neben dem Kategorienproblem (Seinsproblem) und dem Bedeutungsproblem (Sprachproblem) auch das Problem von Zeit und Geschichte. In der Unterscheidung zwischen dem naturwissenschaftlichen und dem geisteswissenschaftlichen (geschichtswissenschaftlichen) Zeitbegriff liegt eine Vorform der späteren existenzial-ontologischen Scheidung zwischen der nivellierten Zeit als bloßer Jetztfolge und der geschichtlichen Zeitlichkeit des Daseins. Die Behandlungsart aller Themen ist die phänomenologische, die ihre Schulung durch das Studium der Texte Husserls, insbesondere der „Logischen Untersuchungen“ erfahren hat, aber dadurch in keine Abhängigkeit von Husserl gerät, sondern selbständig in der Weise eigenen phänomenologischen Sehens gehandhabt wird.