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Gedichte

von

In Virgilio Masciadris neuen Gedichten steht Nachdenkliches neben Heiterem, das erzählende Langgedicht neben dem Epigramm, das rasch der unerwarteten Schlusswendung zutreibt. In dieser Vielfalt von Themen und Tonlagen bestätigt sich, was Ueli Schenker über Masciadris Lyrik schreibt: Sie lässt „norditalienische Herkunft und Schweizer Verwurzelung des Autors in ihrem Spannungsverhältnis spürbar werden.“ Zu seinen Themen gehört deshalb immer wieder die Grenzregion: Eine solche Postanschrift möchte der Autor nicht nur haben, er eignet sie sich von Fall zu Fall an, weil ihn hier noch unentdeckte Motive anspringen. Eine kleine Welt? Das Weltall erscheint ihm im Extremfall kleiner als der Abgrund zwischen zwei Sprachen. Und Sprache ist Heimat, Identität. Den Lyriker als Knipser von Momentaufnahmen präsentiert der zweite Teil des Bandes: „Belle de Jour – ein Fotoroman“, und den Abschluss macht die poetische Annäherung an ein prähistorisches Zeugnis, durch die Augen eines heutigen Lyrikers betrachtet, der mit Scharfsinn und Neugier auf die Vorzeit zurückschaut.