Gedichte im Zeitalter des Internet? Keine Frage für uns. Und ebenso sei festgehalten: Es gibt zwei Autoren, Jürgen Stelling und Werner Bucher, die schicken sich (mit normaler Briefpost) nicht nur täglich Postkarten, sondern öfters Gedichte zu und antworten damit auf ein Poem des andern. Ist dies nun altmodisch oder ein brandneuer Trend? Die Antwort erachten wir als simpel: Wechselwirkung gehört zur Poesie. Die beiden Poeten fürchten sich zudem nicht davor, von irgendwem mit der Bemerkung traktiert zu werden, sie seien beeinflussbar. Sie sind es — im Sinne, dass sie äussere und innere Phänomene aufnehmen und ins Wort umsetzen. Und je länger sie damit beschäftigt sind, Gedanken, Welterfahrungen, Einsichten des andern und der mancher andern ins Eigene zu transportieren, desto intensiver wird die Auseinandersetzung mit dem Hier und Jetzt. Da findet man, wenn auch in ganz verschiedener Sprache, Schmerz und Wut in den Gedichten der beiden, Tristesse und Freude, Humor und Bocksprünge, Spiel und Ernst. Salopp gesagt haben in diesem Fall zwei ein Eisen im Feuer; und sie wollen es weiter schmieden — fern jeglicher Schöngeisterei, in einer Welt, die von ihnen zugleich geliebt, verspottet und kritisiert wird.
- Veröffentlicht am Dienstag 14. Oktober 1997 von Orte Verlag
- ISBN: 9783858300928
- 56 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik