Gabriele Münter

Ein Leben zwischen Kandinsky und der Kunst

von

Stefanie Schröder malt in dieser faszinierenden Biografie auf einfühlsame Weise das Bild einer ungewöhnlichen, einer starken Frau im Zwiespalt zwischen Selbstverwirklichung und Konvention zur Jahrhundertwende. Gabriele Münter (1877-1962) war nicht nur eine begabte Künstlerin. Sie und Wassily Kandinsky sind auch ein Liebespaar, dessen Geschichte einzigartig ist. Gemeinsam stellen sie sich den Widerständen der Zeit, um sich am Ende doch zu verlieren. Fast fünfzehn Jahre lang lebt sie in Kandinskys Schatten und lernt von seinem Genie. Als der Erste Weltkrieg ihn zurück nach Russland treibt, trennen sich ihre Wege. Heute wird Gabriele Münter als eigenständige Künstlerin geschätzt und zählt zu den großen Vertreterinnen der modernen Kunst nach 1900.

Münter lebt in einer Zeit, in der Frauen das Studium an einer Kunstakademie verboten ist. Trotzdem verfolgt die junge Frau mutig ihr Ziel, Malerin zu werden. An der Privatschule „Phalanx“ in München lernt sie bei dem großen Künstler Wassily Kandinsky. Sie wird seine Geliebte, seine Gefährtin, seine Muse. Er ist fasziniert von ihrer Kreativität und fühlt sich durch sie zu Großem befähigt. „Welche Kreativität in Münters Zeichnungen!“, lobt der Lehrer Wassily Kandinsky seine Schülerin Gabriele Münter in der neu gegründeten Malschule. Als er zusammen mit Franz Marc 1911 die Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ gründet, unterstützt sie ihn entschieden.

Fünfzehn Jahre lebt Münter mit dem bereits verheirateten Künstler zusammen, gemeinsam sind sie künstlerisch tätig. In ihrem Sommerhaus in Murnau am Staffelsee, im Volksmund als „Russenhaus“ bekannt, gehen Kandinskys russische Künstlerkollegen ein und aus. Der Erste Weltkrieg zwingt beide Künstler erst einmal zur Flucht in die Schweiz. Wassily Kandinsky kehrt in seine Heimat Russland zurück, während Gabriele Münter nach Stockholm auswandert. Dass er 1917 zum zweiten Mal geheiratet hat, erfährt Münter erst Jahre später. Es wird lange dauern, bis sie darüber hinwegkommt. Erst 1927 kann sie wieder richtig malen: ausdrucksstark und in der Tradition des Expressionismus. Die Nationalsozialisten bezeichnen ihre Kunst als entartet und sie erhält Ausstellungsverbot. Ihr ist zu verdanken, dass einige Werke, die Kandinsky ihr überlassen hatte, von den Nationalsozialisten unentdeckt blieben.

Auf feinfühlige Art eröffnet Stefanie Schröder in dieser Künstlerbiografie das Seelen- und Künstlerleben dieser beiden Menschen, die getrennt voneinander nicht betrachtet werden können. Mit zahlreichen schwarz/weiß-Fotografien und Abbildungen.