Gallettiana – Ergötzlich und nachdenklich zu lesen

Gotha ist nicht nur die schönste Stadt in ganz Italien, sondern sie hat auch viele Gelehrte gestiftet

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72 Seiten, Broschur, neu gesetzt.

Inhalt:

Astronomie und Physik
Geschichte
Geographie
Statistik
Naturgeschichte und Produktenkunde
Mathemantik und Arithmetik
Chronologie
Linguistik
Pädagogik
Persönliches
Betrachtungen
Der ‚zerstreute Professor‘ – ein bedeutender Historiker und Schulmann der Aufklärung im 18. Jahrhundert
– Vorwort von Dr. Helmut Roob

Einleitung von Dr. Helmut Roob:

Hineingeboren in eine Zeit der europäischen Kriege des 18. und frühen 19. Jahrhunderts hat der Gothaer Historiker und Gymnasialprofessor Johann Georg August Galletti (1750–1828) in über 50 Büchern nicht nur die Geschichte seines Jahrhunderts und Thüringens, sondern auch zahlreiche Schulbücher dazu geschrieben und Neuauflagen nach dem neuesten Stand überarbeitet. Was aber damals neu war, ist längst überholt und vergessen – nicht vergessen sind jedoch seine „Kathederblüten“ genannten Versprecher vom Unterricht seiner letzten 41 Schuljahre. Sie enthalten Fakten und Daten aus seinen beiden Unter- richtsfächern Geschichte und Geographie als so einmalig zerstreute Aussagen, dass man sie als „Freudsche Fehlleistungen“ bezeichnen kann, über die man immer wieder gern lachen und schmunzeln kann. Sie haben die Gattung „Professorenwitze“ begründet, die in den Unterhaltungs- und Witzblättern des 19. Jahrhunderts und noch danach zu lesen waren. Inzwischen sind sie durch die Wissenschaft und Technik verdrängt worden, dagegen erinnern manche Versprecher von Politikern, die auch gesammelt und publiziert werden, gelegentlich noch an Gallettis „Kathederblüten“.
Deren erste Publikation war ein Einblattdruck mit 217 Zitaten Gallettis, der nur all zu schnell vergriffen war. Später erschien 1866 ein Privatdruck mit dem Titel „Gallettiana 1750–1828. Ergötzlich und nachdenklich zu lesen“ mit 400 Aussprüchen des Gothaer Schulmanns, jedoch ohne Herkunftsangaben. Er fand viel Beifall, selbst bei Gelehrten, u. a. bei dem bekannten Germanisten Wilhelm Scherer, so dass ein Jahr darauf ein Nachdruck folgte. Erst 1876 erschien wieder eine neue Ausgabe, diesmal mit dem Impressum der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung und einem Vorwort mit den Initialen G. P. des damaligen Verlagsinhabers Gustav Parthey (1798–1872), die 415 „Gallettiana“, wie damals die „Kathederblüten“ genannt wurden, enthielt. Das war die Quelle für die zahlreichen späteren Ausgaben, aber auch Anreiz für manche Sammlung von Versprechern anderer Lehrer.
So erschienen 1909 in Gotha unter dem Titel „Marquardtiana“ die „Geistesblitze im Gewande der Komik des. Dr. K. Marquardt“, welcher der Buchhändler Paul Hartung mit 300 Aussprüchen publiziert hat. Marquardt war von 1859–1882 Direktor des Gothaer Gymnasium Ernestinum und hatte darüber hinaus am „Handbuch der römischen Altertümer“ des berühmten Berliner Historikers Theodor Mommsen mit gearbeitet. Im gleichen Jahr hat Hartung auch eine Auswahl von „Gallettiana“ heraus gegeben.
Es können hier nicht die weiteren Wege von Gallettis „Kathederblüten“ auf dem Buchmarkt verfolgt werden, aber auf einige interessante Editionen soll doch noch hingewiesen werden. So hat Arthur Hübscher in seinen beiden Ausgaben (München 1936 und 1953), letztere mit dem Titel „Dienstag ist Äquator“, die Entstehungsgeschichte der „Gallettiana“ untersucht. Besonders erfolgreich war die Münchner Ausgabe „Das größte Insekt ist der Elefant“ von Helmut Minkowski, die über 12 Auflagen erzielte. Schließlich ist noch die Edition von Horst Kunze, damals Generaldirektor der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin, zu erwähnen, die seit 1968 mehrere Auflagen erreichte, zuletzt 1989 auch eine Ausgabe im Wiener Verlag Neff, alle mit Illustrationen des bekannten Grafikers Werner Klemke. 1995 publizierte auch der Hain Verlag in Rudolstadt und Jena eine Ausgabe. Alle diese „Kathederblüten“-Sammlungen hatten meist ein praktisches Taschenbuch-Format und sind inzwischen längst vergriffen. Mögen auch an dieser Ausgabe von Johann Georg August Gallettis „Kathederblüten“ viele Leser Spaß haben.