Gedächtnis der Völker (GdV)

von

Tshangs Dbyangs Rgya Mtsho (wörtlich: Ozean der reinen Melodie), der VI. Dalai Lama, wurde 1683 geboren und starb unter ungeklärten Umständen 1706.
In ihm glaubten die Geistlichen im Tibet des 17. Jahrhunderts die Wiederverkörperung des Großen Fünften Dalai Lama gefunden zu haben. Als Vierzehnjähriger wurde er als weltliches und geistliches Oberhaupt Tibets eingesetzt. Als der junge Mann unter großem Pomp und unter Anwesenheit chinesischer und mongolischer Würdenträger einige Jahre später sein Mönchsgelübde ablegen und damit seinen Herrschaftsanspruch sichern sollte, überraschte er die Anwesenden mit seiner Weigerung und seinem Rückzug in den Laienstand.
Ihm stand der Sinn von Anfang an nicht nach Enthaltsamkeit. Nachts stahl er sich gerne aus dem Potala-Palast und besuchte das Vergnügungsviertel Lhasas. Seine Freundinnen unter den leichten Mädchen bezauberte er mit zarten bis drastischen Gedichten, die bis heute in Tibet große Popularität genießen.