The disaster is everything, the plot nothing! Je spektakulärer die Katastrophendarstellung durch Special Effects, desto dürftiger die Story – diese Regel gilt oft bei Filmkritik und Publikum. Im US-Disasterfilm wird allerdings durch die Bedrohung, Vernichtung, Verteidigung und Rückeroberung von Landschaften, Städten und Gebäuden der Raum selbst zum komplexen Bedeutungsträger. So findet sich im Disasterfilm eine gender- und racespezifische Semantisierung von Raum, die mit tradierten Bedeutungsmustern, Topoi und Symboliken der westlichen Kulturgeschichte operiert. Innerhalb dieser so genannten Gender- und Race-Topographien entpuppt sich die filmische Katastrophe – ein Erdbeben, ein Hochhausbrand, ein Vulkanausbruch, ein Komet, eine Eiszeit oder ein Schiffsuntergang – als eine Projektionsfläche für sozial-politische Krisenthemen, die in der oberflächlichen Narration ausgeblendet sind. Im historischen Kontext der untersuchten US-Produktionen verwandeln Gender- und Race-Topographien den Katastrophenraum in einen versteckten Austragungsort für gesellschaftliche Krisen aufgrund von Feminismus, Rassenunruhen, wachsender Immigration der Latinos und der Terroranschläge des 9/11. Gender- und Race-Topographien erzählen von der Veränderung von Machtverhältnissen. Die Überwindung der Katastrophe und die Beherrschung von Raum im Disasterfilm versinnbildlichen daher auch immer Herrschaftsstrukturen. Durch einen Perspektivwechsel auf den bisher unterbewerteten Disasterfilm wird dies mittels der Analyse der Filme Earthquake (1974), The Towering Inferno (1974), Volcano (1997), Deep Impact (1998), The Day After Tomorrow (2004) und Poseidon (2006) von Nicoläa Maria Grigat dargelegt.