Genosse Wang fragt

von

„Heute würde er es tun. Es konnte keinen Zweifel mehr daran geben. Und auch keinen mangelnden Mut. Und keine Ausreden mehr. An dem, was er nun vorhatte, arbeitete er seit Jahren. Zu tun, was er wollte, würde heute noch Gelegenheit sein. Und es war das Schwerste, was er sich je vorgenommen hatte: Der Journalist Genosse Wang würde eine Frage stellen.“
Genosse Wang ist Chinese – und Journalist. Eine unmögliche Kombination, wie dem fleißigen Schreiber des „Volksblattes“ eines Tages bewusst wird. Als wäre es nämlich nicht schon schwer genug, als chinesischer Journalist bei einer Pressekonferenz eine „richtige“ Frage stellen zu können, quälen den Genossen auch ständige Selbstzweifel, die er mit sich und vor sich herträgt.
Zerrissen zwischen einem bösen Widersacher, dem Karrieristen Li, einem Chef mit Raubtieraugen und einer nach unschuldiger Seife riechenden Kollegin ist Genosse Wang der tragikomische Held in einem Leben voller Missverständnisse.
„Genosse Wang fragt“ ist eine skurril-komische Geschichte vor dem Hintergrund der heutigen chinesischen Realität in ihrem Zwiespalt zwischen Modernität und einem althergebrachten Propaganda-Apparat. Und ganz nebenbei regt Cornelia Vosperniks erster Roman auch dazu an, über die politische Realität in China, das Handwerk des Journalismus und die Grenzen menschlicher Kommunikation nachzudenken.