Geographica und Cartographica aus dem Hause Bertuch

Zur Ökonomisierung des Naturwissens um 1800

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Um 1800 wurden sämtliche Bereiche des Wissens der Aufklärung neu bewertet und einer breiten Öffentlichkeit verfügbar gemacht. In diesem Kontext wurde auch das Wissen um die Natur gesammelt, neu gesichtet, klassifiziert und systematisiert, wobei sich die Naturwissenschaften, wie wir sie heute kennen, noch in ihrer Professionalisierungsphase befanden. Obwohl die akademische Etablierung der Raumwissenschaft Geographie erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts gelang, waren die von den Geographen benutzten Praktiken, Techniken und Verfahren bereits um 1800 im Kontext der kartographischen Institutionalisierung verfügbar. Eine Vorreiterrolle übernahmen die Unternehmungen Friedrich Justin Bertuchs (1747–1822). Dieser gründete 1791 in Weimar das Landes-Industrie-Comptoir und 1804 das Geographische Institut. Die hier produzierten Geographica und Cartographica beeinflussten nachhaltig die Entwicklung der kartographischen Wissenschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im vorliegenden Band wird das Verlagsangebot (Karten, Atlanten und Globen, hinzu kamen Periodika und geographische Publikationsreihen) des Landes-Industrie-Comptoirs und des Geographischen Instituts sowohl verlagstypologisch, als auch biographisch und technologiehistorisch analysiert. Damit ist es möglich, die außerakademische Etablierung der Kartographie im Kontext der Disziplingenese der Geographie nachzuvollziehen.