Gesamtausgabe. 4 Abteilungen / Überlegungen XII – XV

(Schwarze Hefte 1939-1941)

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Die von Heidegger sogenannten ‚Schwarzen Hefte‘ bilden ein in der deutschen Geistesgeschichte nicht nur des letzten Jahrhunderts einzigartiges Manuskript. Von 1931 bis zum Anfang der siebziger Jahre zeichnet Heidegger in vierunddreißig Wachstuchheften Gedanken und Gedankengefüge auf. Zuweilen – wie in den ‚Überlegungen‘ (GA 94–96) der dreißiger Jahre – stellen sie eine unmittelbare Auseinandersetzung mit der Zeit dar. Dann – wie in den ‚Vier Heften‘ (GA 99) vom Ende der vierziger Jahre – erweisen sie sich als philosophische Versuche, so dass die ‚Schwarzen Hefte‘ sich am ehesten als ‚Denktagebücher‘ bezeichnen lassen. Weil die Aufzeichnungen sich immer wieder der Nähe der Tagesereignisse aussetzen, zeigen sie sich in einem unverwechselbaren Stil. In den ‚Schwarzen Heften‘ scheint der Leser dem Denker so nah zu sein wie sonst nie. Die seinsgeschichtliche Deutung des Weltkriegs samt mit ihm verknüpfter Phänomene wie der Totalisierung der Technik in allen Lebensbereichen erreicht in diesem Band 96 ihren Höhepunkt. Alltäglichstes erscheint als ‚Zeichen‘ der ‚Machenschaft‘. Dabei verschärft sich der Ton. Nichts bietet dem Denker einen Hinweis auf das ‚Seyn‘. Alles ist besetzt vom ‚Seienden‘. In dieser Stimmung einer vollkommenen Verhinderung des ‚anderen Anfangs‘ erreichen Heideggers Angriffe auch das Judentum. Es wird als ein der ‚Machenschaft‘ besonders geschickt dienendes ‚Weltjudentum‘ bestimmt. So trübt Heidegger das seinsgeschichtliche Denken unheilvoll durch antijüdische Klischees.