Geschichten aus dem Herzen Indiens

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Meist sind die ‚Helden‘ von Ruskins Geschichten Menschen aus den unteren und mittleren Schichten, manche müssen ums blanke Überleben kämpfen. In einigen stehen Kinder oder Jugendliche im Mittelpunkt, die schon hart arbeiten müssen, wenn andere zur Schule gehen. Man spürt die Empathie mit den Menschen, meist Bewohnern der Bergregion Garhwal, wo Bond selbst zu Hause ist. Zur sozialen Thematik gehören auch die in Indien sehr krassen kulturellen Unterschiede, etwa zwischen Stadt und Land. Bond weist auf die Rodung und Verschandelung der Hänge des Himalaya durch Kalksteinbrüche hin, bei der kommerzielle Interessen gegen die ökologische Vernunft stehen.
Sozialkritik äußert er nicht schroff, nicht pathetisch, erst recht nicht agitatorisch. Bond ist ein Mann der Zwischentöne und der feinen, nicht denunzierenden Ironie. Seine Erzählkunst beruht darauf, dass er aus gut beobachteten Details, aus gegenständlichem Inventar, aus Rede- und Verhaltensweisen eine authentische Atmosphäre entstehen lässt. Seine Menschen sind differenzierte Wesen aus Fleisch und Blut. Vor allem fühlende Wesen, deren Beschwerden und Glücksmomente der Leser mitempfindet.
Einige Geschichten handeln von zarter, nur angedeuteter Liebe, oft verknüpft mit dem Motiv des Reisens. Bonds Protagonisten sind viel unterwegs, sie reisen mit der Bahn oder dem Überlandbus, sie warten auf Bahnsteigen, es kommt zu kurzen Be-gegnungen, die den Menschen nach der meist zwangsläufig folgenden Trennung verändert, verzaubert zurücklassen. Die Sammlung enthält auch einige Geschichten, die an die Tradition der Gespenstergeschichte anknüpfen. Sie handeln, meist in iro-nischer Brechung, vom Einbruch des Übersinnlichen und Unerklärlichen in unsere scheinbar so klar überschaubare Welt.