Geschichten aus der Streusandbüchse

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Die vom Landesverband Brandenburg im Verband deutscher Schriftsteller (VS) in der ver.di herausgegebene Anthologie vereint Beiträge von 24 Autorinnen und Autoren.
Die Texte sind so verschieden wie jene, die sie aufschrieben: Da finden sich Erzählung und Reportage, biografische Skizze und musikwissenschaftliche Betrachtung mit poetischen Kontrapunkten, Gedicht und Erinnerung – eben Geschichten aus der Streusandbüchse.
Wer sich darauf einlässt, folgt einem künftig herzhaft sündigen Mädchen durch Prenzlaus Straßen und fährt mit Wodka Gorbatschow nach Wannsee, schmeckt süße Christustränen und die Bitterkeit einer Juden-Zigarre, sieht Gotthilf Wagenknecht über die Schulter, wenn er an seinem Narrenschiff baut, und einem Maler, wenn hoffendes Blau über das Gemälde vom Ende einer Nachtschicht fließt, erlebt mit einem Kind im Postauto die Allgegenwart des Todes oder steht an einem nebligen Morgen in ratlosem Schmerz vor dem Einkaufswagen auf dem Sockel eines geschleiften Denkmals, vernimmt, was man in Spinnstuben von Katinkas Feuerschopf erzählte und wie ein Fingerzeig Gottes einen Kulturreferenten in Gnesebeck erreichte, erfährt, was der Anblick eines weiblichen Nackens anrichten kann, was einem Wiener ein Grab in Kleinmachnow bedeutet und einer Frankfurterin das Abbild eines unrasierten Dorffrisörs, begegnet der Moorprinzess im Bruch und dem Gleismädchen Hella in einem frostigen Tagebau, sieht die Spukburgen der Biber am Langen Trödel und die heillosen Wellen von Reformen hinweggehen über Großvaters Sandland, hört die Schüsse eines Verzweifelten in der Kälte und den Herzschlag des russischen Patienten, wird vom Kronprinzen Friedrich zum Flötenkonzert und von Chingachgook und Wildtöter zur Schlacht in den Müllkuten gerufen, darf mit einer klugen Katze in Erich Mielkes Garten sprechen oder dem gelehrigen schwarzweißen Don Ottavio ein Zeichen geben, mit den Mädchen im Spreewald verschönendes Osterwasser holen oder darüber lächeln, wie Pichel-Michel den Sturz des Geiers bewirkte.