Gesprengter Horizont

von

Madrid, 2011: Zum Weltjugendtag herrscht in der Großstadt der Ausnahmezustand. Es hat seit Wochen nicht geregnet, die Metro ist hoffnungslos verstopft, die Luft verbraucht und die wütende Bevölkerung demonstriert in den Straßen. Am Bahnhof Atocha geraten die deutschen Jugendlichen Moritz und Jacob Kerber fast in eine Straßenschlacht. Die unterbesetzte spanische Polizei ist überfordert, und droht eine viel größere Gefahr zu übersehen. In einer abgelegenen Garage reift der Plan eines Anschlags auf das Glaubensfest, der immer mehr Menschen miteinander verstrickt: einen dementen Terroristen, eine bildhübsche Taschendiebin, eine korrupte Bankangestellte, eine muslimische Europol-Agentin mit persönlicher Vendetta – und Moritz und Jacobs Pilgergruppe, in der sich jeder eher mehr mit sich selbst beschäftigt. Schon bald steigt Rauch auf am Horizont…

Inspiriert ist dieses Buch nicht nur von den persönlichen Erfahrungen des Autors beim Weltjugendtag 2011 in Madrid. Literarisch beruft es sich auf andere figurenreiche und zeitlich verschachtelte Erzählungen wie Wolfgang Koeppens „Tauben im Gras“, Wolfgang Herrndorffs „Sand“ oder Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“. Die Leidenschaft des Autors fürs Kino uns seine Fähigkeit, in geschlossenen und doch zusammenhanglosen Szenen zu erzählen, prägt den Schreibstil dieses Buches wahrscheinlich am meisten. Viele Kapitel gleichen Szenen, die wie aus dem Leben der handelnden Figuren gerissen sind und ihrerseits als Ausgangspunkt für ganz eigene (Lebens-)Geschichten dienen könnten. Aber auch Jo Nesbøs reduziert effizienter Schreibstil der „Harry Hole“-Reihe hat dieses Buch inspiriert, genauso wie unzählige private Gespräche über Gott, Religion, Glaube und die Frage danach, was wohl hinter dem Horizont liegt.