Gewerkschaftsgeschichte

Aufbruch zum Sozialstaat

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Hanuschhof, Hanusch-Krankenhaus, Hanuschgasse – Aber wer war Ferdinand Hanusch? Kein bedeutender Arzt, wie man wohl aufgrund der Namensgebung des Krankenhauses vermuten könnte, sondern erster Sozialminister der demokratischen Republik Österreich. Die Herkunft erinnert an Gerhard Hauptmanns Drama „Die Weber“ – Hanusch stammte aus einer schlesischen Textilarbeiterfamilie, mit anderen Worten der ärmsten Arbeiterschicht. Die sozialen Ungerechtigkeiten der Donaumonarchie brachten ihn zur Gewerkschaftsbewegung. Zunächst Zentralsekretär der Textilarbeiter und Reichstagsabgeordneter, wurde er einer der Baumeister dieser Republik, der die Fundamente für den Sozialstaat Österreich legte: Gesetz über achtstündigen Normalarbeitstag, Verbot der Nachtarbeit für Frauen und Jugendliche, Betriebsrätegesetz, Arbeiterurlaubsgesetz, Ausdehnung der Arbeitslosenunterstützung auf Angestellte, Errichtung der Kammern für Arbeiter und Angestellte – was heute (noch) als normal gilt, geht auf Hanusch zurück.
In Zeiten fortwährender Angriffe auf den „unfinanzierbaren“ Sozialstaat und die Sozialpartnerschaft ist es gut, sich an die Anfänge des Sozialstaates und die damaligen Verhältnisse zu erinnern.