‚Gezeichnet‘ ist die Lebensgeschichte des Künstlers Wladimir Sagal, die zugleich ein Emigrantenschicksal darstellt. Sagal ist gezeichnet von den folgenschweren historischen Entwicklungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und er zeichnete selber, insbesondere Menschen. Seit den dreissiger Jahren porträtierte er vor allem als Pressezeichner Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Politik, Kultur und Wissenschaft. Er zeichnete aber auch Szenen aus dem Lebens- und Berufsalltag, aus dem Alltag der Flüchtlinge und Soldaten in Frankreich und der Schweiz. Und er zeichnete Stadt- und Hafenlandschaften. Das Buch führt durch die einzelnen Lebensstationen von Wladimir Sagal: Geboren 1898 als Kind wohlhabender jüdischer Eltern im weissrussischen Witebsk flüchtet er mit der Familie vor antijüdischen Pogromen nach Wiesbaden. 1914 zwingt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs erneut zur Flucht, diesmal in die Schweiz. Die Russische Revolution und die Inflation in Deutschland lassen die wohlhabende Familie verarmen, Sagal muss das Medizinstudium aufgeben. Die Schweiz gewährt keinen Aufenhalt mehr. Bis 1933 lebt Sagal in Berlin, wo er sich anfänglich als Buchhalter durchschlägt, dann eine Malakademie besucht. Seine Kenntnisse der Anatomie begünstigen sein zeichnerisches Talent. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flieht er ins Elsass, anschliessend in die Nähe von Paris. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldet sich der Zeichner freiwillig zum Militäreinsatz in der französischen Armee. 1940 wird seine Einheit demobilisiert und nach Südfrankreich entlassen. Hier fasst der Künstler zwar Fuss, lebt jedoch ab 1942 in ständiger Furcht vor der Deportation. 1943 gelingt ihm illegal die Flucht in die Schweiz, der Heimat seiner Verlobten Lucie Aus der Au. Nach Aufenthalten in verschiedenen Lagern kann er nach Zürich reisen, wo er bis 1949 strengen Auflagen der Fremdenpolizei untersteht. Dank unermüdlichem Einsatz seiner Verlobten bei den Behörden kann er sich in der Schweiz niederlassen und seiner Arbeit als Zeichner und Maler nachgehen. Bis zu seinem Tode 1969 lebt Wladimir Sagal als Künstler in Zürich. Die Lebensgeschichte ‚Gezeichnet‘ stützt sich auf den künstlerischen Nachlass Sagals, auf amtliche Dossiers, offizielle Akten und auf weit über 100 Briefe, die sich Wladimir Sagal und Lucie Aus der Au zwischen 1937 und 1943 geschrieben haben. Zentraler Bestandteil der Biografie sind über 150 Illustrationen.
- Veröffentlicht am Freitag 28. Oktober 2005 von Chronos
- ISBN: 9783034007177
- 214 Seiten
- Genre: Geschichte, Sachbücher, Sonstiges