Im trostlosen Niemandsland zwischen dem Heerlager der Philister und der Israeliten hockt der ratlose Riese Goliath. Er weiß nicht, wie ihm geschieht – oder was er dort zu suchen hat. Anders als in der Bibel ist Goliath in dieser überraschenden Interpretation der Geschichte kein kampflustiger, brutaler Krieger, sondern ein ruhiger, schlichter Mann, der im Heer lieber administrative Pflichten erfüllt. Die von ihm geforderten täglichen Drohgebärden gegen das feindliche Heer überfordern ihn, und so wird ihm seine physische Größe letztlich zum Verhängnis.
Indem er die biblische Geschichte von David und Goliath aus der Perspektive des Riesen erzählt, gibt Tom Gauld diesem nicht nur seine Menschlichkeit zurück, sondern stellt zugleich unsere Weltsicht auf den Kopf. Durch den lakonischen, reduzierten Zeichen- und Erzählstil und den trockenen, süffisanten Humor erfährt die Erzählung nicht nur inhaltlich, sondern auch symbolisch einen Neuanstrich: Als Marionette des Kriegsapparats der Philister wird der biblische Hüne zu einem Sinnbild für die Absurdität des Krieges und dem Machtstreben der Menschen.