‚Gotteslästerung‘ und Glaubenskritik in der Literatur und den Künsten

Darf Kunst Gott lästern? Und wo beginnt die Gotteslästerung? Zeitlose Fragen, deren unheilvolle Aktualität nicht darüber hinweg täuschen soll, dass sie so alt sind wie die Kunst selbst.
Den Begriff Gotteslästerung – ein polemischer Ausdruck – verwenden zumal die ‹Rechtgläubigen›, um die Abtrünnigen, Ketzer, Häretiker zu verklagen: Sie hätten sich einer schweren Kultverletzung schuldig gemacht. Der Begriff Glaubenskritik bezeichnet sachlicher den Impuls der Widersacher, die mit den Regeln gebotener Ehrfurcht mehr oder weniger lauthals brechen.
Das Interesse der im vorliegenden Buch versammelten Studien soll sich nicht zufrieden geben mit der Auflistung verschiedener Skandale des ‹Glaubensfrevels›, die Gerichtsverfahren erzwungen haben. Es geht vielmehr darum, die tiefer liegenden Motive jener Lästerer auszuforschen und aufzuklären, die begründet ihre Gegenstimme erhoben haben. Bloß auf den Lärmeffekt zielende Provokationen müssen nicht dokumentiert werden.
Glaubenskritik wird bis in die Epoche der Aufklärung zurückverfolgt, doch werden auffällig viele Filme untersucht werden – mit Rücksicht darauf, dass Filme immer noch populäre Auffangbecken für Ideologien der Moderne sind.