Gottfried August Bürger Briefwechsel – Jetzt will ich ihn haschen, den Eheschänder!

Die Geschichte meiner unglückseligen dritten Heirath

von

Göttingen 1792.
Gottfried August Bürger, Professor der Philosophie, berühmt als
Balladendichter, Verfasser aufmüpfi ger Verse gegen die Tyrannei
der Fürsten und der Abenteuer des Lügenbarons Münchhausen ,
beklagt sich in einem Brief an die Schwiegermutter verbittert
über sein ‚verschwenderisches, üppiges, heuchlerisches und ehebrecherisches
Weib‘. Minutiös beobachtet und beschreibt er
Untreue und Betrug, Zank, Hassliebe, Wut und Eifersucht. Sein
ellenlanger Beschwerdebrief gilt heute als ausgefeiltes Glanzstück
deutscher Briefprosa ebenso wie sein Liebeswerben und die ‚Beichte
eines Mannes, der ein edles Mädchen nicht hintergehen will‘. Was als poetische Roman ze begann, als literarisches Rätsel und lyrische Turtelei zwischen dem zweiundvierzigjährigen Dichter und der zwanzigjährigen Verehrerin, dem schwärmerischen ‚ Schwaben mädel‘ Elise Hahn, endete als bürgerliches Trauerspiel. ‚Die schönen Geister haben ein großes Scandal gegeben‘, konstatiert Caroline Michaelis und das Universitäts-Gericht beschließt die Aufl ösung der ‚unglückseligen Ehe‘. Michail Krausnick hat das merkwürdige Liebes-, Ehe- und Eifersuchtsdrama zwischen Rokoko und Klassik auf der Grundlage von Briefen, Gedichten und Dokumenten zusammengestellt.