Gottfried Silbermann Der Orgelbauer

Ein historisches Lebensbild von Ludwig Mooser

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Über den Privatmann Gottfried Silbermann (1683 in Kleinbobritzsch geboren und 1753 in Dresden gestorben), seines Zeichens „Sächsischer Hof- und Landorgelbauer“, ist kaum etwas Stichhaltiges überliefert. Hingegen war jedoch die Silbermannsche Orgelbauschule bereits zu dessen Lebzeiten legendär und lebt in den zahlreichen Orgeln, die in einigen Fällen (etwa die des Freiberger Doms) sogar noch heute im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben sind und zum Klingen gebracht werden, weiter fort. Da Gottfried Silbermann mit wenigen Ausnahmen nur in Sachsens Kirchen seine Spuren hinterlassen hat, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Sachsen quasi ‚Silbermann-Land‘ ist. Diese Orgeln sind die Stradivaris der Zunft, makellos gebaut, wohlklingend und perfekt angepasst dem jeweiligen Kirchenbau und seiner Akustik.

Die nachstehende Lebensbeschreibung über Gottfried Silbermann, verfasst von einem gewissen Ludwig Mooser und im Jahr 1857 im thüringischen Langensalza in Druck gelegt, ist den Umständen entsprechend ein Konglomerat aus Dichtung und Wahrheit, das sich recht ansprechend liest und möglicherweise den barocken Zeitgeist durchaus lebensnah zu widerspiegeln vermag. Ob dem wirklich so ist, mag freilich der verehrte Leser bei der Lektüre selbst herausfinden. Immerhin war Ludwig Mooser, der 1807 in Wien geboren wurde und 1881 im ungarischen Eger starb, ein Mann vom Fach. Selbiger entstammte einer Orgelbauerfamilie und war in Österreich-Ungarn durchaus eine Koryphäe. Umtriebig und nicht immer glücklich als Geschäftsmann, agierte und baute er Orgeln unter anderem in Salzburg, Linz, Bischofshofen, Esztergom und Eger. Auch Pianofortes wurden in seinen Werkstätten gefertigt.

Von Ludwig Moosers intensiver Beschäftigung mit dem Silbermannschen Leben und dessen Orgelbaukunst ist allerdings keinerlei Quellenmaterial überliefert. Es fehlen Briefe, Notizen, Manuskripte oder dergleichen. Wir wissen absolut nichts darüber, wie und ob überhaupt Mooser der Autor ist. Wenn man es recht bedenkt, muss man sogar mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass der Name Ludwig Mooser von einem Kenner der Materie mit einem unwiderstehlichen Publikationszwang geschickt übernommen worden ist, um ‚frei von der Leber weg‘ seiner Phantasie mit einem pfiffigen Pseudonym (eigentlich Pseudepigraph) ihren Lauf zu lassen. Was uns an eine Sentenz von La Rochefoucauld gemahnt, der da schrieb: „Die Phantasie vermöchte nie so viele Verkehrtheiten zu erfinden, als von Natur im Herzen jedes Menschen liegen.“

Nun denn, akribische Nachforschungen haben nunmehr tatsächlich ergeben, dass ein Musiklehrer und Organist namens Josef Krömer (geb. 1815 in Pillnitz, gest. 1880 in Lugau) sich des Namens von Ludwig Mooser bemächtigt hatte, um möglicherweise den Besserwissern und anderen Schlaubergern, die gerade in Sachsen traditionell sehr zahlreich sind, keine Angriffsfläche zu bieten. Nichtsdestotrotz ist Krömers Text der bislang einzige, der den Lebensweg Gottfried Silbermanns minutiös mit einem gerüttelt Maß an Phantasie und Unverfrohenheit nachzeichnet. Darin ist er bislang ziemlich konkurrenzlos und so ist das Buch durchaus eine Wiederentdeckung und Neuveröffentlichung wert.

In diesem Sinne wünschen wir den Lesern dieses Buches viel Vergnügen und Kenntniszuwachs bei der Lektüre.