Gully-Marie ist eine Kriminalgeschichte, die auf einer wahren, wohldokumentierten Begebenheit beruht: Die im Urserental wohnhafte Anna-Maria Christen, die im Sommer als Magd in Visp weilt, wird beschuldigt, ihren unehelichen Sohn am September 1881 in den Mühlenwuhr gestossen zu haben, um einen Mann heiraten zu können, der nicht will, dass sie das Kind mit in die Ehe bringt. Während die Frau ihre Unschuld beteuert, sehen das Gerücht und das Gericht ihre Schuld als erwiesen an.
Sie wird am 1. Juni 1824 in Visp enthauptet. Kindes- oder Justizmord? Die Autorin lässt die Schuldfrage unbeantwortet. Was ihr am Herzen liegt, ist das Schicksal einer Unterprivilegierten, die von den Männern missbraucht und in der Not schmählich im Stich gelassen wird. Jene Partien, in denen sich die Autorin in ihre „Heldin“ hineinversetzt und
ihre ausweglose Situation von innen her schildert, stellen die Glanzlichter der Erzählung dar.

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