Vorausgesetzt, dass Autobiographien stets in doppelter Weise ›Geschichte‹ reproduzieren – als persönliche Geschichte des Ich, in welcher zugleich Zeitgeschichte gespiegelt und verarbeitet wird –, sind Gutzkows ‚Rückblicke‘ ein Dokument von hohem Stellenwert. Details und Hintergründe von Leben und Werk durchdringen sich mit Einblicken in die Zeit zwischen 1830 und 1849, wie Gutzkow sie erlebte, insbesondere auf den Gebieten der Literatur und allgemein der Kultur.–
Darüber hinaus versucht Gutzkow, eine neue, zeitgemäße Form des autobiographischen Schreibens zu entwickeln, eine ‚Selbstbiographie neuesten Datums‘, indem er sich mit wichtigen Autobiographien der europäischen literarischen Tradition auseinandersetzt. Die zwanzig Jahre, die er in seiner Autobiographie beschreibt, schildern seinen Aufstieg vom unbekannten Autor um 1830 zu einer Größe des literarischen und öffentlichen Lebens in Deutschland um 1848. Diese Jahre sind der wichtigste und produktivste Zeitraum im Leben Gutzkows: die Romane und Erzählungen, seine Rezensententätigkeit, seine Position im Zentrum des sog. Jungen Deutschland, die zahlreichen journalistischen und biographischen Arbeiten sowie seine Bedeutung als Zeitanalytiker in den dreißiger Jahren; die novellistischen Texte, die Dramen und die Tätigkeit als Dramaturg bis zum Beginn der Niederschrift der ‚Ritter vom Geiste‘ am Ende der vierziger Jahre fallen in diese zwei Jahrzehnte, und – sie schildern zugleich eine bedeutsame Etappe der deutschen literarischen Entwicklung sowie der deutschen und europäischen politischen Geschichte.
- Veröffentlicht am Dienstag 17. Dezember 2024 von Oktober Verlag
- ISBN: 9783938568033
- 475 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945