Halbes Brot

von

Halbes Brot‘ ist eine Familiengeschichte, Liebesgeschichte und Roadnovel zugleich. Es dreht sich um das Schicksal der Deutschtürkinnen Kezik Acar und ihrer drei Kinder, die in Duisburg leben.

Früh verwitwet, kam Endvierzigerin Kezik Acar mit ihren Kindern nach Duisburg, wo sie als Tellerwäscherin in der Spülküche eines Altenheims arbeitet. Mit ihrem bescheidenen Lohn hat sie es immerhin zur Hausbesitzerin gebracht und eines der denkmalgeschützten Vorkriegshäuser im Duisburger Stadtteil Hochfeld erworben.

Für Kezik Acar ist die Sache klar: Sie will in Deutschland bleiben und möchte ihren verstorbenen Mann möglichst nahe bei sich haben, ja später auch neben ihm beigesetzt werden. Anders als ihre Landsleute macht sich die Mutter dreier in Deutschland aufgewachsener Kinder keine Illusionen darüber: Sie weiß, dass ihre Kinder in der neuen Heimat verwurzelt sind. und so will auch sie hier bleiben. Und dazu gehört, dass ihr geliebter, zu früh verstorbener Ehemann nahe bei ihr ist, also in Deutschland, damit sie hier um ihn trauern kann. Für Kezik, die seinerzeit nach dem tragischen Bahnunglück, bei dem der ‚Eisenbahner Mustafa‘ ums Leben gekommen war, den Leichnam im Heimatdorf (und nicht in der Unglücksprovinz) hatte beisetzen lassen, erscheint es völlig natürlich, die Gebeine nun transnational zu bewegen und aus der Türkei nach Deutschland zu bringen. Für alle anderen erscheint dieses Ansinnen kurios. Doch davon lässt sich Kezik Acar nicht beirren.

Fakir Baykurt hat damit einen wichtigen Roman über die allmähliche Etablierung der Einwanderer geschrieben, und er hat den Prozess der Sesshaftwerdung und Niederlassung in vielfältiger Weise beschrieben. So eröffnet er nicht nur die Innensicht auf seine eigentliche Romanheldin, die ‚Gastarbeiterin‘ Kezik Acar und ihre Familie, sondern er verleiht durch zahlreiche Figuren aus ihrem türkischen Umfeld auch der vielfältigen türkischen community von Duisburg eine Stimme.

Es ist Baykurts Verdienst, diesen Prozess auch durch Ausschnitte aus der Ratsversammlung in Duisburger Rathaus und den Kontroversen Redebeiträgen verschiedener politischer Anhänger anschaulich gemacht zu haben.‘