Hans Christian Andersen in Weimar

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Christiane Weber, Kulturredakteurin der Thüringischen Landeszeitung TLZ, erzählt einfühlsam und kenntnisreich aus dem Leben des dänischen Dichters Hans Christian Andersen. Im Mittelpunkt stehen seine Aufenthalte in Weimar und seine Freundschaft mit dem Erbgroßherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar und Eisenach.

Auch in Deutschland ist die Moderne nicht mehr aufzuhalten. Am Vorabend der Revolution von 1848, als Deutschland und ganz Europa von politischer Unruhe erfasst sind und die ersten Eisenbahnen von der Beschleunigung der Zeit erzählen, trifft – noch mit der Kutsche – ein bereits berühmter Märchendichter in Weimar ein. Es ist der 24. Juni 1844, der 26. Geburtstag des Erbgroßherzogs von Sachsen-Weimar und Eisenach. Und was sich nun zuträgt, ist ein rechter Sommernachtstraum, oder besser: der Traum von einem Sommernachtstraum. Oben auf Schloss Ettersburg trug es sich zu: „man gab uns ein Umkleidezimmer in einem Seitenflügel, wo der ganze Flur mit Hirschgeweihen geschmückt war! In der Diele erschien der Erbherzog, ein junger Mann von 26 Jahren mit schöner Figur, ich kannte ihn nicht, man sagte mir nicht, wer er sei, aber es ahnte mir.“
Aus Ahnung wird Gewissheit. Man liest einander vor – unter vier Augen, man spaziert, man unterhält sich, und als das alles vom Dichter gedeutet sein will, schreibt er nieder: „Ich habe den jungen Herzog recht lieb, er ist der erste von allen Prinzen, der mich recht angesprochen hat, wo ich wünschte, dass er kein Prinz wäre, oder, dass auch ich einer wäre.“