Die große Gefährdung vieler Zeitgenossen ist: sich in vielen alltäglichen Verrichtungen kaum noch selbst zu erleben. Arbeiten unter Bedingungen, die man nicht selbst geschaffen hat und die man nicht beeinflussen kann. Erziehen nach Maßstäben, gegen die man früher auch schon einmal opponiert hat. Lieben in Verhältnissen, die lieblos sind.
Gegen solche Entfremdung setzt Peter Kleiß auf Selbstvergewisserung. ›Haste Worte‹ ist der liebevolle Versuch, den so genannten Selbstverständlichkeiten des Alltags Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegen zu bringen. Es ist das verwunderte und erstaunende Innehalten und Hinschauen und Hinhören.
›Haste Worte‹ ist auch die Aneignung des alltäglich Erlebten durch das Suchen und Finden der passenden Worte und Sätze. Im Bewusstsein, dass normierte Sprache Entfremdung verfestigt, sucht Peter Kleiß Worte wie Steine auf dem Weg, die er aufhebt, betrachtet, eine Wegstrecke lang in der Hosentasche mit sich herum trägt, vielleicht wieder verwirft. Oder ein Haus aus ihnen baut. Ein Gedicht oder einen Brief.
Wer mit den US-Jazz-Standards groß geworden ist, und – fast nebenbei – mit einem Ohr immer wieder hingehört hat auf Degenhardt und andere, wem Brecht und Bloch notwendige Bezugsgrößen sind, und wer seinen Heine auch in den entlegenen Texten auswendig kennt: der schreibt, mit den Jahren alt geworden, keine Kaffeemischungen mehr für irgendwelche Geschmäcke.
Der schreibt, wovon ihm das Herz voll ist und wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
›Haste Worte‹.
- Veröffentlicht am Samstag 15. September 2007 von Geistkirch-Verlag
- ISBN: 9783938889558
- 106 Seiten
- Genre: Belletristik, Dramatik, Lyrik