Würde man in hochdeutscher Sprache von einem Paar sprechen und beide als „Er“ und „Es“ bezeichnen, so löste man bestenfalls Kopfschütteln wegen dieser Unhöflichkeit aus. Es widerspricht völlig den sprachlichen Konventionen unserer Gesellschaft, dieses sächliche Personalpronomen auf eine Frau zu beziehen. Die Bezeichnung einer weiblichen Person durch das oder es blendet in der Standardsprache das natürliche Geschlecht aus, was diesen abwertenden Effekt zur Folge hat.
Anders im Ostfälischen: Hei un öht, wie das Thema des Literaturwettbewerbes im Jahre 2009 lautete, in seinen vielfältigen regionalen Varianten – sei es he, hai oder öt, et, eet – hat keinen negativen Anklang. Die Literatur in ostfälischer Sprache vermag offenbar das Wortpaar noch sehr viel kreativer zu verwenden, als es auf den ersten Blick möglich erscheint. Und in allen Geschichten sind es hei un öht, die auf die unterschiedlichsten Lebewesen oder Gegenstände bezogen werden und eine Hauptrolle spielen.
aus dem Vorwort von Dr. Ursula Föllner
- Veröffentlicht am Freitag 5. März 2010 von Ziethen, Harry
- ISBN: 9783932090424
- 120 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur, Hardcover, Softcover